Ich möchte euch hier einmal das DiveSystem „Manta“ System vorstellen, was ich momentan beim Sidemount-Tauchen einsetze. Sicherlich ein System, was vielen (noch) relativ unbekannt sein dürfte und was wohl auch recht selten getaucht wird. Mir ist jedenfalls bislang noch kein anderer Manta-Taucher über den Weg gefahren - pardon - gelaufen.
Der Hersteller DiveSystem sitzt und produziert in Italien. Man taucht insoweit also „italian style“. Laut eigener Darstellung beliefert er auch zahlreiche Behörden bzw. staatliche Institutionen (wie z. B. die italienische Polizei und Feuerwehr sowie verschiedene „Special Forces“ der Marine und des Heeres), was zumindest für mich den Eindruck erweckte, dass die DiveSystem Produkte grundsätzlich „amtlich“ sind. In Sachen Sidemount scheinen DiveSystem aber nicht die allzu große Erfahrung zu haben. Das Manta ist auch ihr einziges System, wobei es eines mit Monoblase (13 l) und ein Doppelblasen-Modell (23 l + 22 l) gibt. Ich selbst tauche das Letztere.
Zunächst einmal die „Specs“ in Kürze:
Auftriebskörper/Blase:
Typ: Doppelblase (2 separate Blasen)
primäre Blase: 23 l
sekundäre Blase: 22 l
Außenmaterial: Cordura 1000 den oder Kevlar
Harness/Bebänderung:
Gurtband (5 cm)
Delta Schulterplatte und hexagonale Butt Plate aus AISI 316 rostfreiem Stahl
D-Ringe (aus AISI 316 rostfreiem Stahl):
2 x verstellbar (45°) auf Brusthöhe zur Bungee-Befestigung
1 x verstellbar auf Höhe Gesäß lt. Hersteller für Lampentank
1 x verstellbar am Schrittgurt für DPV (Scooter)
2 x verstellbar mit zusätzlicher Befestigungsmöglicheit am Bauchgurt hinten (Hauptaufhängung der Flaschen)
2 x verstellbar und beweglich (45°) seitlich (vorn) auf dem Bauchgurt (während des Tauchens zu verstellen/bewegen)
Boltsnaps/Karabiner (aus AISI 316 rostfreiem Stahl) :
2 x für Bungee-Befestigung
1 x für Befestigung Blase
1 x für Befestigung Inflator
Bungee-System:
Durchgängiges (continuous) Bungee, welches seitlich außen auf der Unterseite der Blase durch jeweils drei eng aneinanderliegende kleine Schlaufen geführt werden kann (zur Fixierung)
Bleisystem (optional):
bestehend aus 5 cm Gurtband zur Aufnahme von Hartblei
mit Neoprenummantelung (Klettverschluss)
auf dem Rückengurt des Harness platziert (unterhalb der Blase)
Tasche (optional):
Für Zubehör zur Befestigung (horizontal) unterhalb der hexagonalen Rückenplatte (Butt Plate)
Zusammengefasst also ein minimalistisches System, ähnlich dem Razor.
Was ich dazu sagen/ergänzen kann, ist Folgendes:
Konzept/Konstruktion:
Die Blase hat eine ansprechende, dreieckig anmutende Form. Daher wohl auch die Namensgebung/Assoziation „Manta“. Sie ist augenscheinlich robust verarbeitet. Extremen Belastungen musste sie bei mir bislang aber noch nicht standhalten. Die beiden Blasen (also Haupt- und Backup-Blase) sind in einer Einheit vernäht/verarbeitet, sodass man diese nicht einzeln austauschen kann. Das könnte für manche vielleicht ein Manko darstellen. Die Backup-Blase ist nur mittels eines zusätzlichen Inflators nutzbar. Es sind grds. 3 Varianten der Inflator-Positionierung möglich: a) oben, also ähnlich einem Sport-Jacket, b) unten links oder unten rechts für das „echte“ Sidemount-Feeling, wobei der Schnellablass jeweils entgegengesetzt liegt und c) doppelblasig, wobei dann, wie gesagt, ein zusätzlicher Inflator mit Faltenschlauch nachgerüstet werden muss.
Der Auftriebskörper wird oben mit einer Schraube und Gewindehülse an der o. g. Delta Schulterplatte verschraubt.
Negativ fiel mir hier die besagte Schraublösung auf. Denn es ist beim Festschrauben ein Werkzeug (z. B. „Franzose“) zum „Gegenhalten“ auf der Rückseite erforderlich, da die ansonsten eckig ausgeführte Gewindehülse auf dem glatten Edestahl-Plate mit- bzw. durchdreht. Das kann am Tauchplatz evtl. zu einem Totalausfall führen. Ich habe insoweit jedenfalls immer passendes Werkzeug dabei. Man hätte das mE durch eine entsprechende Vertiefung/Aussparung in der Plate lösen können, sodass die Gewindehülse auch ohne den Einsatz von zusätzlichem Werkzeug „klemmt“.
Links und rechts sowie am unteren Ende wird die Blase mittels Bungees mit dem Harness fixiert. Die beiden Bungee-Schlaufen links und rechts an der Blase werden dazu seitlich auf Hüfthöhe nach vorn durch den Scooter-D-Ring geführt und dort mit dem von hinten/unten zwischen den Beinen (im Schritt) nach vorn geführten dritten Bungee der unteren Blasenbefestigung samt daran verbundenem Boltsnap fixiert. Das hört sich jetzt vielleicht etwas merkwürdig an, funktioniert in der Praxis aber ganz gut (mit Einschränkungen beim Kaltwasser, s. u.). Wie das montiert bzw. „angezogen“ aussieht, kann sich die/der Interessierte auf der Hersteller-Website ansehen.
Verarbeitung:
In punkto Materialqualität/Verarbeitung ist mir bislang (noch) nichts Nachteiliges aufgefallen. Die Blase ist relativ solide aufgebaut, wenn auch von der Robustheit und Güte sicher nicht vergleichbar mit Wings vom großen H oder DIR-Zone o.ä… Auffallend ist, dass sich der Auftriebskörper trotz der Doppelblasenkonstruktion relativ „dünn“ und geschmeidig anfühlt. Das lässt darauf schließen, dass die beiden Innenblasen nicht allzu massiv/robust ausfallen dürften. Offen habe ich das „gekapselte“ Doppelblasensystem aber noch nicht gesehen.
Praxis/Handling:
Das System taucht sich prinzipiell sehr gut. Die Blase hat eine angenehme Form und schmiegt sich gut an den Körper an. Der Aufrieb befindet sich - jedenfalls bei mir - an der richtigen Stelle, dem unteren Rückenbereich. Wie viele andere, ähnliche Systeme würde ich das Manta allerdings nicht uneingeschränkt für das Tauchen im Kaltwasser empfehlen. Denn das Handling der Bungee-Befestigungen der Blase wie auch der D-Ringe fällt gerade mit Trockenhandschuhsystemen und niedrigen Temperaturen relativ schwierig bzw. hakelig aus. Hier dürften Systeme mit (echter) Buttplate und größeren „Rails“ ala DiveRite Nomad oder Toddy-Style sicherlich überlegen sein. Je nach Länge des Rückens kommt weiter hinzu, dass die Bungee-Führung der beiden seitlichen Bungees gerade die hinteren D-Ringe teilweise ungünstig verdeckt. Das Einclippen der hinteren/unteren Flaschen-Boltsnaps gestaltet sich damit dann recht schwierig/fummelig. Mitunter auch deshalb, da auch diese D-Ringe drehbar sind und sich teilweise ungewollt „flachlegen“. Völlig unproblematisch verhält sich das System aber im Warmwasser und ohne Handschuhe.
Nicht überzeugen konnte mich die „bewegliche“ D-Ring Lösung bei den vorderen D-Ringen am Bauchgurt.
Mit Trockenhandschuhen lassen diese sich nicht besonders gut verstellen. Im Gegensatz dazu führt die natürliche Bewegung bei manchen Tauchmanövern bzw. viel Aktivität unterwasser dazu, dass sich diese D-Ringe ungewollt verstellen. Bei ohnehin negativ tarierenden (Stahl-) Flaschen, die man z. B. aus Faulheit vorn am Bauchgurt in die genannten D-Ringe einhängt (was man nicht machen sollte), führt das beispielsweise dazu, dass jene sich immer weiter nach unten und damit vorn, in Richtung des Scooter-D-Ringes, bewegen und damit den Trim nachteilig verändern. Hier dürften fixe D-Ringe mit normalen Bleistoppern wohl die bessere Wahl darstellen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich - jedenfalls im Moment - zufrieden mit dem „Manta“ und gerne damit unterwegs bin. Ich würde aber Einschränkungen bei der Kaltwassertauglichkeit machen (s. o.).
Ich hoffe, euch hiermit einen ersten Überblick zum bzw. Eindruck vom „Manta“ verschafft zu haben und stehe für Fragen/Ergänzungen gerne zur Verfügung.
Gut Luft und safe diving!
Sven