Doppel Flaschen Konfig

Hallo

Hier mal ein Bild einer weiteren individuellen Schlauchkonfiguration zur allgemeinen Diskussion:

Links:
Mares MR22T, ProtonXL, 15cm Fini, 25cm Miflex Inflator, 150cm Atemregler mit 90Grad Winkelstück und Neck-Bungee.

Rechts:
Mares MR42T, ProtonXL. 15cm Fini, 25cm Razor Inflator, 210cm Atemregler-Schlauch mit break-away-connector

Ich ziehe es selber einer ‚Standard-Konfig‘ mit Turret First Stages vor.
Die beiden Longhoses geben schöne Flexibilität und sorgen immer für schön eng anliegende Schläuche.
Im Zweifel wird der Daumen die Flasche runter geschoben, in die Schlauch-Schlaufe gehakt und straff gezogen.

Wieso taucht ihr eigentlich nicht mit 2x 210er Schlauch? Ich mein, in einem Notfall is es ja ideal, dass Du immer den Atemregler abgeben kannst, den Du im Mund hast. 150er ist ja schon besser als der 65er den das System normal hat, aber wieso nicht einfach 2x 210cm und halt schön im Flaschen-Rigging drin lassen auf beiden Seiten? und erst rausnehmen, wenns nötig ist?

Die zweite Longhose in dieser Konfig ist sowieso ne individuelle Sache von mir.

Die meisten verwenden da maximal 100cm.

Ich benutze die, weil die 150 genau eine Schaufe an eine 7 Liter Flasche ergibt, wenn man sie von links um den Hals führt.
210cm gibt zwei Schlaufen, oder benötigt ne längere Flasche.

Es ist auch nicht sehr realistisch mit dem 90 Grad Winkel und möglichst enger Schlauchführung noch diesen Regler für OOA-Situationen zu verwenden. Zusätzlich hängt er noch im Neck Bungee fest und das schnappt ins Gesicht beim rausreissen, etc…
Geht im Notfall, der ist aber sehr unwahrscheinlich. Im häufigeren Fall der Übung, möglichst den bequemeren Schlauch verwenden.

ich rede ja auch nicht von Übungssituationen. Ich weiss aus persönlicher Erfahrung wie’s ist, wenn man 1. Luft braucht auf 40m und 2. in was für einer Stresssituation man - auch als sonsten sehr ruhiger taucher - plötzlich befinden kann, wenn man dann doch mal in so ner Situation ist. Das kann man 100 mal in sicherem Umfeld machen; verstehen tut mans vielleicht nur, wenn mans mal erlebt hat, obwohl ich das keinem wünsche.

=> Luft muss sofort her und den Atemregler geb ich die nächsten 10 Minuten sicher nichtmehr ausm Mund. :laughing: Daher muss ich meiner Meinung nach sicher sein können, dass ich immer den Atemregler den ich im Mund hab, abgeben kann. Und dies ohne Kompromisse (kuscheln unter Wasser) und ohne Atemregler tauschen, damit es bequemer ist. Die 1.50er Lösung ist natürlich auch gut, das sollte reichen grundsätzlich. Aber heisst einfach, dass man auch 2x 210 montieren könnte und diese halt eifnach aufgewickelt lässt.

PS: und ob dann dem buddy der Gummi unter wasser mit 1 km/h an den Kopf knallt oder nicht, interessiert mich in diesem Moment herzlich wenig :grin: ; aber ja, muss ja nicht sein bei einer Übung - der Freundschaft willen. :grin:

Klar ist wieder eine Philosophie frage.
Beim Toddysystem machen die beiden 1m Schläuche auch sinn, wo dieser bei 2x2.1m Schläuchen liegt eröffnet sich mir nun wirklich gerade nicht. Wenn so was im Freiwasser verwendet wir ist das sicher kein Problem!
Aber so was in der Höhle finde ich schon fast etwas leichtsinnig!

Soweit ich mich an die Steve Filme erinnern kann habe ich dort auch nie 2x210er Schläuche gesehen weicht also vom RIR ab :wink:

Ich sagte ja, das ist was individuelles von mir.
Ich sehe darin auch Nachteile, aber ich kann damit (derzeit) am besten umgehen.

Ohne-Luft-Situationen sind Sidemount ja eher unrealistisch - Longhoses also weitgehend überflüssig.
Letztendlich ist es für den Fall, das einem unter Wasser ein Unbekannter mit 10 Bar begegnet.
Selbst dann ist 100cm schon locker ausreichend.

Steve taucht in den Videos ja 3 Konfigs:

  1. Apeks links Rechts spiegelverkehrte Regler mit zwei kurzen Schläuchen um den Hals.
  2. Normal aufgebaute Apeks mit kurzen Schläuchen
  3. Longhose mit 210cm Rechts, short links

Ich finde mal wieder, das Steve das Mass aller richtigen Dinge ist.
Irgendwann will ich das auch so haben. Mit den Mares geht es so wie auf den Bildern aber eleganter.

Razorista

Dass das dein ding ist habe isch schon mit bekommen.
Wenn du schon selbst Nachteile siehst wieso tauchst du den noch so?

Kannst du mir die Unterschiedlichen Konfigs von Steve erklären?
Ist das in anlehnung an das DIR System? Für die entsprechende Umgebung die entsprechende Ausrüstung.

Was hindert dich den daran das so zu machen wie Steve?

Kapital! :see_no_evil:
Hinzu kommt, das Steve ja wohl in der Position ist, das er sich in jedem Shop einfach Equipment aus dem Fundus nehmen kann. Das kann ich nicht. :roll_eyes:

Ich versuche für mich ‚die‘ eine einzige Konfig zu finden, mit der ich alles machen kann, wird nichts werden, aber das Ziel ist zumindest richtig.

War keine Kritik und auch mehr für die ‚Mitleser‘ gedacht, nicht direkt an Dich addressiert. :wink:

Wieder: Kapital. Ich habe nur ein komplettes Set, keinen Ersatz. Derzeit besitze ich einen aufgebauten Stage Atemreglersatz über die beiden Sidemount Sätze hinaus. :cry:

Es funktioniert eben sehr gut. :grin:
Ich tauch mit Vorliebe kleine Flaschen, wie die 7er Alus.
Die legt man nicht oft ab.
An beiden Flaschen bleibt genau eine Schlaufe bis zum Boltsnap, aber nicht darüber hinaus.
Mit einem Griff die Flaschen runter lässt sich so mit dem Daumen genau einstellen, wie eng die Schläuche am Hals sitzen müssen.

Ich finds toll! :grin: Empfehle es aber nur vorsichtig weiter, weil es eben etwas sehr persönliches ist. :zipper_mouth_face:

Geht wirklich weit über meine Kompetenz. :woozy_face:
Steve denkt wahrscheinlich in anderen Bahnen, als ich mir vorstellen kann. :help:

Aber grundsätzlich macht er es nicht wesendlich anders als Toddy:
Höhlentauchen: Shorthoses, mit beliebigen Winkeln und Tricks - nichts gegen 110er, er scheint 90er zu nehmen, oder keinen.
Open Water: eine Longhose rechts, links Shorthose und starrer 90 Grad Winkel.

Steve scheint von dem spiegelverkehrt aufgebauten XTX50/100 abgekommen zu sein.
In den neuen Videos sieht man ihn, glaube ich mich zu erinnern, nur noch in der Open Water Konfig. :lupe:
Er scheint aber auch oft einfach den Regler so zu nehmen, wie er gerade an der Flasche ist.

Eher GUE, aber ja, ist es, soweit ich weis. :laughing:

Ich glaube, da sieht es Steve so ähnlich wie ich:
Warum sollte man für irgendeinen Tauchgang noch anders als mit seinem Razor tauchen ? (er kann eben alles). :laughing:

Ha ha so wie bei allen in dem Fall!

Habe das nicht als Kritik empfunden hoffe du auch nicht!

Das ist ja das schöne im Moment noch das man so tauchen kann wie man will!

Danke für dir Erklärung.

DBO

Das sehe ich nicht genau so. Das mag für Dich zutreffen, wenn du nur mit andern Sidemountern tauchst - ich zumindest tauche in 95% der Fälle mit BM-Tauchern als Buddies, wo ein abblasender Automat eher mal zu einer Air-Sharing-Aktion führen kann. Ich z.B. drehe keinem Buddy den Hahn ab, bevor er nicht aus einer alternativen Luftversorgung atmet. So kann es nicht passieren, dass, aus welchen Gründen auch immer, seine Alternativversorgung plötzlich keine Luft mehr liefert.

Selbstverständlich reicht 1m für einen gemeinsamen Notaufstieg aus. Gemütlich zusammen aber austauchen und „sicher“ nach oben gelangen, ist aber eher hinderlich. Beim Toddy gibt man da einfach die Flasche mit ab → kein Problem. Das geht aber nur, solange man Aluflaschen verwendet, ansonsten wird einem etwas Tariergewicht fehlen :wink:. Da man hierzulande aber mit den minimalistischen Systemen mit Trocki eher Probleme hat, 2x 80 cft Alu zu tauchen (manche könnens aber), wäre eine 2x 210cm Lösung sehr interessant. Da, egal was los ist, der Buddy einfach den Regler nehmen kann, ohne dass jemand überlegen muss. Keep it simple :smiley:. Ich glaub halt, dass man die Standards von Steve Bogaerts nicht 100% übernehmen kann, da seine Tauchgänge nicht die gleichen Anforderungen haben wie hier. Mit 3mm Neopren kann jeder 2x Alu tauchen ohne Probleme zu erhalten, wenn diese leer gehen :smiley:. Somit reicht auch dann 2x 100cm aus in der Höhle oder auch Openwater.

Ich glaube es wird sich mit der Zeit auch fürs Sidemounten eine Art „DIR“-Konfig entwickeln. Die haben sich damals nämlich die gleichen Gedanken gemacht… was kann man tun in einer Notsituation - ohne 1 Gedanken zu viel machen zu müssen unter Wasser? → Für ein Doppelgerät aufm Rücken mag der 210cm Schlauch und der kurze Schlauch ja sinnvoll sein, für Sidemount definitiv nicht, wenn man nicht immer den gleichen Atemregler im Mund hat. Hierfür sind gute Ideen, Kreativität und Erfahrung interessant. Alles davon ist doch in diesem Forum hier vertreten, hoffe ich :smiley:.

Ich war noch in keiner Situation in der eine meiner ersten Stufen versagt hat. Zum Glück! Aber ich habe schon den einen oder anderen Buddy gehabt, bei dem der Automat doch nicht so tauglich fürs Kaltwasser war wie wohl gedacht.

Dieser Buddy war ein BM und ein Vereiser in der ersten das Problem. Da es nicht schlagartig eintritt sondern mehr oder weniger schleichend mit einer kleinen Vorwarnung, sollte es kein Problem darstellen es dem Buddy zu zeigen. Klar wenn ich 2 und mehr Meter von ihm entfernt bin oder hinterher tauche, dann eventuell schon. Aber gehen wir mal vom schulbuchmäßigen TG aus. 1 Taucher BM, einer SM. SM-Konfiguration 2x 10L Stahl links 65cm rechts 210cm. Automat mit 65cm im Mund. Der Buddy zeigt an das er ein Problem hat und zeigt mit der Hand an welche Seite zuzudrehen ist. Weiß er das nicht hilft meist ein Check mit dem Finger am Schlauch entlang. Allgemein gültig, zumindest habe ich es so gelernt, Hauptregler rechter Abgang, Zweitregler linker Abgang. Einfacher natürlich zu identifizieren wenn unterschiedliche Schlauchfarben, wobei das nicht mehr notwendig ist. Bei einem Buddy-Check gehe ich die Konfiguration mit einem neuen Buddy immer durch.
Daher denke ich das diese Situation kein Problem darstellt, sollte es dabei zu einer OOA bei dem Vereiser kommen ist der wechsel auf die 210cm recht einfach.

Gehen wir von dem Fall aus das ein Buddy „plötzlich“ keine Luft mehr hat, dann ist a) schon weit davor ein Fehler aufgetreten welcher hätte behoben werden können. B) diesem Buddy gebe ich natürlich den Regler welchen ich schneller los werden kann. Ist dies mein linker Regler mit 65cm wird er gezwungen sein erst mal bei mir zu bleiben. Bis er sich beruhigt hat sowieso. Ein panischen Taucher halte ich nicht lange bei mir, Eigenschutz geht vor. Stelle ich also fest das für mich gefährlich wird muss ich so oder so reagieren und die Situation versuchen zu lösen.

Gehen wir davon aus das er ein besonnener Buddy ist sich darüber freut das er Luft bekommt und sich einigermaßen nach 1 - 2 Minuten wieder einbekommen hat. Dann wächsel ich mit ihm den Regler damit er an den 210cm kommt und es wird ausgetaucht.

Klar kann die Situation immer anders sein aber ich habe mehr als verinnertlich - besser ein toter Taucher als 2. Bin ich also nicht in der Lage den Gegenüber zu händeln dann muss ich reagieren und zwar so das ich mich selber nicht weiter gefährde. Klingt grausam ist aber so.

Daher ist Prevention sicherlich besser als Reaktion. Tauche mit Leuten die du gebrieft hast, die deine Ausrüstung kennen und du deren. Gebe klar und unmissverständlich an ab wo der Umkehrpunkt (Luftabhängig/Zeitabhängig) erreicht ist. Und dann frag halt immer mal wieder den Luftstand ab, wenn sich signifikante Luftunterschiede ergeben wird der TG eben kürzer als geplant. Bei einem Vereiser müssen halt rechtzeitig die Anzeichen gedeutet werden. Die Buddy-Formation ist einzuhalten.

Ich denke mit diesen paar einfachen Regeln ist eine 100/210o150 Konfig oder eine 65/210o150 voll ausreichen und es müssen keine 2x 210 verwendet werden, welche auch wieder nur ein Gefahrenpotential darstellen würden, da ein höherer Aufwand beim Verstauen in Overhead Situationen bzw engen Stellen.

@Scubandro
Alles logische Überlegungen.
(Ich tauche übrigens ebenfalls hauptsächlich mit Backmountern und habe ähnliche Gründe für die Longhose.)

Ich finde aber, das das so zu falschen Ergebnissen führt.

Grundsätzlich ist es schon mal falsch, das Steve irgendwie geringere Ansprüche hätte.
Im Gegenteil, schon im Mexiko hat er Anforderungen, die viel weiter gehen, als üblich für zum Beispiel deutsche Minenschächte.
Ausserdem reist er weltweit mit dem Razor.
Auf gosidemount hat er eine sehr bescheiden formulierte (250+ Sidemount TGs :lol) Liste seiner Erfahrungen bei den Credentials stehen. Da fehlt nichts, tief, kalt, lang, dunkel, alles hat er dabei.

Sidemont ist einfach anders!! :nono:

Wir müssen uns damit abfinden, das sowas wie DIR hier nicht funktioniert.
DIR ist ein Ansatz um extremes Tauchen zu überleben, der aus dem letzten Jahrtausend stammt (ohne Kritik, alt ist nicht schlecht).
Das, was die überleben wollen ist Sidemount aber Routine geworden.
DIR ist einfach etwas von der Technik überholt worden. Atemregler funktionieren heutzutage zuverlässig und Wings sind CE geprüft und Inflatoren und Trockis versagen sehr selten.

Wo wir uns bewegen muss man sich Gedanken machen, wie man es selber optimal und individuell löst - es gibt nur wenige fehlerfreie Universallösungen.

Es nützt nichts, wenn alle etwas identisch machen, wie bei DIR üblich, dann bewegt man sich weit unterhalb seiner Möglichkeiten.

Beim Sidemounten geht der Weg nur über persönliche Kompetenz.
Man muss wissen, was man tut.
Man muss eigene Experimente und Fehler machen, um das zu wissen.

@Chris
Volle Zustimmung.

Hi Razorista,

Da muss ich Dir heftigst widersprechen. Für und wider DIR will ich gar nicht argumentieren, ausser darauf hinweisen, dass dass System als solches sehr gut funktioniert un auch an sich noch sehr zeitgemäss ist.
Vor allem hat es nach wie vor seine volle Berechtigung, da sich meiner Auffassung nach in den meisten Bereichen hinsichtlich der Technik seit Einführung von DIR (Mitte der 90er Jahre) so gut wie gar nichts in Sachen Sicherheit getan hat. Eine grosse Ausnahme ist die Lampen- und Tauchcomputertechnik, aber das sind nicht Kernbestandteile von DIR.
Haupteinsatzbereich bei DIR ist das Tauchen an sich, mit Mono- und Doppelflaschen, nicht nur Extremtauchgänge.

Was Sidemount betrifft, hier gibt es eine derartige Standardisierung wie bei DIR noch nicht, alleine schon weil Sidemount noch mitten in der Entwicklung steckt und sehr viele Erfahrungswerte fehlen, um zu einem Ergebnis in Form eines Standards zu kommen.

Fakt ist, die Anzahl der Vorfälle und Unfälle in Sidmeount ist gerade dort wo es hauptsächlich eingesetzt wird, beim Höhlentauchen, aktuell nicht ganz unerheblich. Ich sehe einige Probleme, die in Zukunft gelöst werden müssen und gelöst werden und die eventuelle Entstehung eines Standards ähnlich wie bei DIR würde ich für Sidemount auch nicht ausschliessen.

Oliver

Scubandro

Wenn ich mit dem Toddy eine Share Air situation habe mit einem BM Taucher habe ich vier Möglichkeiten.
Die einte hast du schon beschrieben. Mit dem Flaschen abgeben.
Dann habe ich die Möglichkeit Face to Face auf zu steigen.
Weiter wäre Side by Side ist dann für das Strecken schwimmen ist etwas analog dem Longe Hose nur das man näher bei einander ist, ist halt schlauch längen abhänig.
Die vierte Variante ist dann das Bigiback da ist der Spender über dem Empfänger.
Also du siehst ich habe mit dem 1m Schlauch doch noch recht viele Varianten!

Du schreibst noch, das du niemandem das Ventil schliesst bevor er nicht die alternative Lufversorgung im Mund hat.
Da kann ich aus erfahrung sprechen und dir sagen das man mir auch schon den Octopus in den Mund gegeben hat und diesen dann im Stress geschlossen hat. Ich habe dann einfach ab dem abblasenden Automaten weiter geatmet.
Also wo ist das Problem?

Für Open Water ist das von Dir beschriebene Verfahren wirklich gut und es gibt damit wirklich reichlich Optionen, um jemanden sauber mit Gas zu versorgen. Insbesondere die Möglichkeit eine Flasche abzugeben kann im Open Water sehr vorteilhaft sein, z.B. wenn starke Strömung es sehr erschwert gemeinam an einer Longhose zu tauchen.
Wenn es in die Höhle geht, bin ich allerdings der Auffassung, dass man als Sidemount Taucher im gemischten Team (nicht im reinen Sidemount Team) zwingend mit Longhose tauchen muss. Warum? Einfach deshalb, weil es Situationen gibt, in denen das nebeneiner Tauchen oder piggyback Verfahren vom Platz nicht mehr funktioniert. Dadurch wird man gezwungen in der Not Flaschen zu tauschen, was unnötig Zeit kostet und noch mehr Stress produziert. Als weiteres Problem kommt hinzu, dass auch das Abgeben der Flasche aus anderen Gründen keine gute Idee sein kann. Zum einen muss davon ausgegangen werden, dass ein Backmount Taucher mit der zusätzlichen Flasche u.U. nicht mehr da durch passt wo er zuvor in Backmount (ohne die Flasche) durch gepasst hat. Die Flasche dann in Vorhaltestellung zu führen ist eventuell in der Stresssituation auch etwas viel verlangt, man darf nicht vergessen, dass der Backmount Taucher ein solches Gas-Sharing nie geübt hat. Das nächste Problem, er kann die Flasche eventuell gar nicht richtig befestigen da sie nicht passend geriggt ist. Zu guter Letzt kommt hinzu, dass ich jedenfalls nicht eine meiner beiden Flaschen in der Höhle komplett abgeben möchte. Gas-Sharing und temporär jemandem auszuhelfen ist eine Sache, aber 50% des eigenen Gases in einer Notsituation weg zu geben, das entspricht nicht meinen Vorstellungen. Deswegen verwende ich eine Longhose, damit komme ich gar nicht in eine solch unangenehme Situation, ganz davon abgesehen dass ich meine Stahlflaschen ohnehin nicht abgeben kann, ohne mir den Trimm zu versauen und danach Auftriebsprobleme zu bekommen.

Oliver

@nakatomi
Ich wollte keineswegs DIR kritisieren. Alt bedeutet in diesem Fall ‚fertig entwickelt‘.

Du bist ja der Höhlentaucher, also nimm mir es nicht übel, wenn ich mich trotzdem zu dem Thema äussere, obwohl Du da sicher besser Bescheid weist.

Deine Ablehnung des 'Flaschen abgebens 'finde ich verständlich.

Zu DIR und Sidemount.
Die Anwendungsbereiche der DIR-Philisophy liegen in Grenzbereichen.
Man kann auch normale Tauchgänge DIR-Style machen, aber es ist nicht nötig und schwer anders als mit ‚Übung für mehr‘ zu rechtfertigen.
Diese Grenzbereiche sind Sidemount schwer zu finden.
Als Backmounter ist jeder enge Raum schon generell ein Grenzbereich.
Sidemount ist es eine normale Situation. Grenzbereich fängt an, wenn man die Höhle mit Scooter betaucht und beim Aufall beider Scooter nicht mit dem Gas auskommen könnte, oder so.

In den Sidemount Grenzbereichen ist Standartisierung also nicht so sinnvoll, hier interessieren eher individuelle Lösungen um noch mehr Kontrolle zu bekommen.
Während DIR komplett auf die perfekte horizontale Tec-Diver Wasserlage ausgelegt ist, ist das Sidemount nun mal anders - man kann eine OOA-Sitiuation so nicht standartisieren, ohne weniger Kontrolle zu haben.
Ich würde von einem Sidemount Buddy als selbstverständlich erwarten eine OOA-Situation auch in extremsten Umständen, auch über Kopf und blind, zu beherrschen - nicht gut, aber doch irgendwie.
Solche Kontrolle kann man zum Beispiel mit indiviuellen Tricks erreichen, dei DIR Style einfach nicht gehen.

Und ich sage das als einer, der niemals einen Messing-Boltsnap verwenden würde!
Ich finde vieles an DIR toll, aber die wichtigen Aspekte funktionieren Sidemount nur sehr schlecht und nur kleine Dinge sind aus den ‚Ausrüstungs-Regeln‘ anwendbar.
Besser sind da zum Beispiel die DIR Übungen aus Scubandros Thread, das ist fast alles anwendbar und ‚muss‘ beherrscht werden - nen Valve-Drill ist Sidemount aber zum Beispiel doch ein Witz.

Ein weiterer Punkt:
Sidemount ist Solotauchen!
Das heist nicht, das man alleine unter Wasser ist.
Jeder Sidemounter kann unter Wasser vollkommen selbstverantwortlich agieren.
Deshalb ist es wichtiger, alles an sich selber anzupassen, als an andere und deren Ideen.

Mir ist jetzt nicht bekannt, das es besondere Unfälle beim Sidemount-tauchen schon gegeben hätte.
Wenn das anders ist, dann bitte ich um Aufklärung, notfalls per PN.
Bei Höhlentauchen allgemein sind schwere Unfälle aber nicht vollkommen vermeidbar und kommen vor.

Das sehe ich genauso. Und für mich ist sogar jeder Tauchgang (auch Backmount) auf eine Art ein Solotauchgang, man ist für sich, die Planungen und alle Entscheidungen selber verantwortlich. Sicherlich kann man versuchen sich gegenseitig zu helfen wenn etwas passiert, aber ich würde mich nicht darauf verlassen, dass es im Extremfall auch klappt. Leider habe ich schon meine eigenen Erfahrungen mit dem „Versagen“ des Buddysystems machen dürfen.

Mein Punkt mit der Longhose war im Grunde auch nur der, dass sofern man mit einem einzelnen Backmount Buddy taucht (man also seine einzige potentialle gas-sharing Quelle ist), man in der Höhle eher nicht um die Longhose herum kommen wird. Das wäre zumindest meiner Meinung nach für den Backmount Taucher unfair, ggf. auch gefährlich.

Mir sind einige Vorfälle bekannt, die zum Glück alle glimpflich ausgegangen sind. Unfälle zwar auch, aber da kann niemand mehr was zu den Ursachen sagen :flushed:

Diese Problematiken fallen mir ad hoc ein:

  • Taucher verliert eine nicht fest geschraubte 2. Stufe, die ihm vom MD-Schlauch während des Atmens „abfällt“. In der „Hektik“ findet er seinen anderen Regler nicht, das Gas-Sharing geht noch dazu auch schief weil derjenige, der ihm den Regler hin hält ihn blendet. Das Team ist zu dritt, er reisst schliesslich einer weiteren Mittaucherin den Regler aus dem Mund und alle verlieren fröhlich die Tarierung und zeitweise die Orientierung in der Höhle. Der Fall wurde vor etwas über einem Monat im Cavediver Forum geschildert. In dieser Situation war es u.a. ein Konfigurations- und Handlingproblem, das würde in Backmount so nicht passieren, da der Backup Regler am Hals nicht zu verfehlen ist (und generell weniger Ausrüstung vor dem Taucher herum hängt oder gar baumelt)

  • Eine Taucherin dreht sich in enger Passage tatsächlich beide Ventile zu, ohne dies zu bemerken. Es kommt zum Abbruch der Gasversorgung, Share Air wird eingeleitet aber sie schafft es die Ventile selber zu öffnen. Konfigurationsproblem (Ventile zu exponiert) und Trainingsproblem (Ventilkontrolle nach Höhlenkontakt ist in Backmount zwingend erforderlich, und in Sidemount?)

  • Ein kleines Stück Kalksandstein blockiert das Auslassventil an der Schulter (Inflator wurde umgebaut nach unten), das Wing hält die Luft nicht mehr. Der Taucher ist solo weit mehr als 1km tief in der Höhle und muss mit dem Trocki zurück tarieren. Dieser Taucher ist mir persönlich bekannt.
    Das würde in dieser Form in Backmount nicht auftauchen können uns ist ein reines Ausrüstungs- bzw. Konfigurationsproblem (exponierter Auslass oben wo es „rein rieseln“ kann)

  • Die Schnur für den oberen Auslass reisst, dieser ist fortan nicht mehr verwendbar. Bei vielen Umbauten ist es aber der einzige echte Auslass. Das Problem tritt leider relativ häufig auf, hier muss eine Lösung gefunden werden.

  • Verfangen in der Leine über die hintere Gurtschnalle der Flasche, inkl. Verhaken der Leine im Gurtschloss (ist mir persönlich mehrfach passiert). Ausrüstungsproblem, lösbar

  • Falsch konfigurierte Ein- und Auslässe, die sich in bestimmten Positionen nicht mehr dumpen lassen (hier gab es einen Vorfall, den Jill Heinerth in ihrem Blog beschreibt). Ausrüstungs / Designproblem

Generell gibt es meiner Ansicht nach einige Verbesserungen, die durchgeführt werden können, sowohl was die Ausrüstungskonfigurationen, Verfahren als auch das Training betrifft. Ferner ist Lehrmaterial erforderlich in dem auf genau dieses Besonderheiten von Sidemount Ausrüstung (inkl. vieler anderer Besonderheiten) eingegangen wird.

Oliver

Kann ich Dir nur in jedem Punkt zustimmen.

Die kritischen Fälle, die Du beschreibst, sind dabei auch genau was ich meine.
Beispiele für schlecht angepasste Ausrüstung, oder wenig Übung beim Umgang mit Fehlerfällen.

Trotzdem diskutiere ich hier mit Leuten darüber, ob zentrale Schnellablässe (die man nicht blind abschrauben könnte) ein Vor-, oder ein Nachteil sind :wink:
Noch wäre jeder Versuch Sidemount zu standartisieren dazu verurteilt auch schlechte Ideen ‚festzuschreiben‘ und die Entwicklung zu hemmen.

Das stimmt, wobei die Frage ist wie weit solch ein Standard überhaupt im Detail gehen muss. Ich bin gespannt wann sich einer der grossen an diesem Thema versucht. Spätestens wenn sich GUE (dann doch irgenwall mal) dem Thema Sidemount widmet, haben wir die reele Chance einen Standard zu bekommen :rofl:

Oliver