So, denn mal ans Eingemachte. 
Was ist der Razor und was ist das besondere daran?
Vorab zur Klarstellung:
Ich bin da recht vehement und es ist mir persönlich wichtig:
Für mich ist der Razor das Original und alle anderen ähnlichen Systeme sind nur Kopien (UTD, Kamaleont, Manta, Hollis SMS50, Diamond und Stealth im speziellen, aber auch andere).
Ich will die damit nicht schlecht machen, keineswegs, mehr dazu am Schluss.
Ich finde die Kopien toll, einige Features vermisse ich sogar am Razor, oft aber nur kurz, dann stelle ich fest, das sie überflüssig wären, weil beim es Razor anders gelöst ist (zusätzliche Schnellablässe zum Beispiel - beim Razor schlicht nicht nötig).
Der Razor2 ist die Weiterentwicklung des Razor 1, der von Steve in den meisten Videos noch getragen wird.
Ursprünglich haben Steve und sein Team die selber gebaut, bzw. geplant und für sich bauen lassen.
Schon der Razor 1 wurde über den Webshop verkauft und war nur der Harness selbst.
Der Razor 2 ist auf die universelle Anwendbarkeit ausgelegt und fügt hauptsächlich Zubehör zum Harness dazu.
Verschiedene Kopien imitieren den Razor schon ganz gut, ein paar Alleinstellungsmerkmale sind aber noch geblieben.
Technische Daten:
D Ringe: 2x Schulter, 4 x Hüftgurt + 1x Scooter D-Ring und ein Butt B-Ring (doppelter eckiger D-Ring - einfach nen tolles Teil).
Zwei sogenannte ‚Drop-Attachment-Points‘ als z.B. Taschenbefestigung (ähnlich seitlichen D-Ringen, nur eckig).
Auftrieb: 2x 45lbs, also ca. 20 Liter redundant - das Wing ist innen zweigeteilt, der Auftrieb addiert sich also nicht.
Eine Tasche und ein unabhängiges Gewichtssystem.
Der Razor Harness:
Standard Harness System mit Mini Backplate und ‚Delta-Schoulder-Plate‘
Der Razor verwendet ein einzelnes durchlaufendes Bungee als Sidemount-Bungee.
Erwähneswert sind folgende Features, die allen Kopien noch fehlen:
Die Gürtelschnalle: Einhändig unter Wasser bedienbar und sehr ‚low-profile‘ - versehendliches öffnen unter Wasser unmöglich
Das Webbing selber ist ‚so-hard-wie-es-beschaffbar-war‘. Alle anderen Systeme verwenden ‚Comfort-Webbing‘, das dann sowohl das anziehen, als auch das genaue anpassen, viel aufwändiger macht.
Das Razor BAT-Wing:
Wie schon erwähnt ein redundantes Wing mit 2x 45lbs, also gut 20 Liter, Auftrieb.
Das Wing ist ‚rautenförmig‘ und wird so getragen, das eine Ecke nach oben, eine nach unten und zwei zu den Seiten um den Körper herum gelegt werden.
Befestigt ist das Wing oben mit einer Schraube, oder einem Höhenverstell-Zwischenstück und zwei Schrauben.
Unten ist es ein Bungee. Der ist nicht direkt befestigt, sondern wird über eine spezielle Befestigung am Schrittgurt ‚über-eck‘ an der Mini Backplate im Hüftbereich befestigt.
Die Seiten werden mit einem Bungee-Gurt um den Bauch und vorne durch die Schrittgurtschlaufe befestigt.
Das Wing hat einen Schnellablass und einen Inflator für das Haupt-Wing.
Diese sitzen rechts und links auf der Ecke und können gegeneinander getauscht werden (Mit Trocki Wing-Inflator von recht, sonst von links). Beide sitzen aussen auf dem Wing, dadurch gibt es keine Probleme beim entleeren.
Durch die Grösse des Wings sitzen sie an den Seiten des Körpers in der Tailie, geschützt vor eventuellen Höhlendecken und Flossentritten.
Das Backup-Wing hat eine minimalistische Inflator-Schnellablass Kombination, die an die Trinkpacks aus dem Trecking Bedarf erinnert, die ursprünglich mit dem Razor als Auftriebsmittel dienten.
Das Wing ist ‚einschalig‘ mit einer äusseren Schutzschicht, ohne Cordura-Überzieher und Konturen.
Mehr wie ein kleiner Hebe-Sack. Es wölbt sich frei nach oben und entfaltet sich uneingeschränkt, sieht aber dann aus wie ein Buckel am unteren Rücken.
Stört aber auch den ‚optisch Empfindlichsten‘ nicht, denn unter Wasser ist es schwer, das Wing mal mehr als halb-voll zu kriegen - der Auftrieb ist sehr reichlich bemessen. Es wölbt sich dabei um die (im Idealfall) schmalste Stelle des Körpers.
Auch an der Oberfläche hat es so viel Auftreib, das ich es auch dort nie ganz voll machen muss, so gibt es auch nicht die ‚Gesicht-ins-Wasser‘-Tendenz anderer Wings.
Das Razor T-Weight System:
Einfache Gurtbänder, die mit vorbereiteten Löchern auf den Metallteilen des Razor verschraubt werden.
Das Blei wird komplett auf diese Gute befestigt. Dabei sind die Bleistücke ‚stapelbar‘ und sitzen sehr stabil.
Wenn mans übertreiben will - 18 Kilo hab ich schon drauf bekommen - bis 10-12 Kilo ist bei meiner Körpergrösse noch bequem.
Das Blei sitzt unabhängig von der Begurtung und dem Wing und zieht in keine Richtung. Softblei ist schwierig, aber das ist die einzige kleine Schwäche.
Die Razor Pouch:
Einfach eine Tasche, die mit langen Doppel-Endern hinten am Hüftgurt eingeklippt wird.
Begrenzt grössenverstellbar, eine Webbing Aussentasche mit Klett, eine grosse Reissverschlusstasche mit innen zwei Bungee Befestigungen und zwei zusätzlichen kleinen Klett Taschen.
Beintaschen sind extrem unpraktisch beim Sidemounten.
Nicht nur, weil man schwerer ran kommt, sondern weil die Ausbeulung nerft, wenn man wirklich mal spontan durch ein Loch kriechen will (das erfordert ja kein Höhlentauchen, bei mir war es ein versenkter Wohnwagen im Baggerloch, der mich überzeugt hat).
Insgesamt ist der Razor das System, das (derzeit) die Vorstellungen von Steve wohl am besten umsetzt - aus denen ist er ja entstanden.
Die Kopien versuchen dieses Konzept zu imitieren, aber die ‚Erfinder‘ haben eben noch nicht jedes Detail voll durchschaut.
Aber das entwickelt sich schnell in Richtung ‚perfekte-Razor-Kopie‘.
Bei Manta, Stealth und Diamond ist zum Beispiel jeweils ein eigenes Taschenkonzept hinzu gekommen, das bei den ersten Vorstellungen noch eingespart war.
So kommt auch der Preis der Kopien mit allem Zubehör schnell nahe an den Preis des Razor heran.
Wenn man zur Kopie gegriffen hat, ist das keineswegs schlecht - könnte aber Bastellei werden.
Auch die Razor Kopie ist (fast) allen anderen Systemen ‚überlegen‘ wie ein Rebreather der Pressluftflasche.
Es hilft aber sicherlich auch den Razor auzusehen und nach und nach zu verstehen und die Konzepte auf die Kopie zu übertragen.
Noch ein kleiner Appel zum Schluss:
Steve und HP haben sich entschieden den Razor nicht in irgend einer Form schützen zu lassen, wohl auch um die Verbreitung möglichst nicht einzuschränken (und weil sie die unnötigen Kosten dafür wohl vermeiden wollten, hätte den Razor ja auch nur teurer gemacht).
An keiner Kopie verdient er einen Cent!
Auch der Razor wird nur im Auftrag gebaut, der Gewinn für den Erfinder wird also recht klein sein.
Wir haben wohl alle Sidemount (mehr oder weniger) durch Steves Videos (wieder)entdeckt.
Ich habe nichts gegen die Kopien, bin sogar begeistert davon. Steve sicher weniger, aber er ist recht tollerant.
Wenn ihr aber noch unentschlossen seit, bedenkt:
Ohne Steves Grosszügigkeit wären wir wahrscheinlich alle für immer Backmounter geblieben!