Was 'darf' Sidemount, oder mulcht ihr auch noch?

Hallo zusammen

Also mein ‚Aufreger‘ hat dabei gar nicht so sehr Bezug zur eigentlichen Frage, aber trotzden den erstmal vorweg (aber beachtet bitte in erster Linie die eigentliche Frage weiter unten, das jetzt folgende ist nur die Einleitung).

Dieses Wochenende wollte ich mal ne Seeumrundung im Flachwasser machen.
Ne 8 Liter für 90 minuten, knapp kalkulliert, aber ich hab extra damit gewartet, bis ich mir sicher war, das es machbar wäre.

Mit Backmount Buddy, toller Taucher, wenn er nicht versucht hätte mir überall durch zu folgen wäre es klasse gewesen.
Also eher etwas weniger flach als geplant unterwegs gewesen.

Plötzlich schlägt an einem Steg einer mit nem Paddel hinter mir aufs Wasser, bin sofort leicht generft, weil an dem See Tauchen der einzige erlaubte Wassersport ist, aber ich bin ja nicht so. :pfeif: :taucher4:

Am nächsten Steg knallt allerdings vor mir eins recht tief ins Wasser (war auf 1,50 und auf dem Weg nach ca 70cm unter dem Steg) und mir fällt auf, das es das gleiche ist. :flushed: :gruebel: :angst: :motz: :lachen:
Dann hör ich allerdings sogar auf 1m die Schreierei :thinking:
Also auftauchen… :lupe:

Mir wurde dann ‚erklärt‘, das ich 15 Meter Abstand von den Stegen zu halten habe (wie gesagt, Tauchsee und Ausbildungssee).
Also erstmal vogelzeigend und ‚kümmer dich um deinen eigenen Kram murmelnd‘ abgetaucht.
Aber am Nächsten Steg gings weiter… :roll_eyes: :motz: :rtfm: :motz: :laughing: :wink2:
Ich red mal nicht drüber, was dann kam… :zipper_mouth_face:

Also, das war die Einstimmung.
Was darf man als Sidemounter?

Jetzt zur eigentlichen Frage:
Wo sollten die Grenzen liegen?

Besonders geht es mir um die Umwelt! :help:

Jeder verbockt ja mal was und mulcht mal rum, aber was darf toleriert werden? Was bedeutet ‚Boje dran und weg damit‘?

Mein Tauchcomputer mit zwei Cutting Tools dran reisst zum Beipiel beim rückwärtstauchen gerne mal nen bischen Wasserpest ab (obwohl das Ganze schon extrem stromlinienförmig anliegt). :pfeif:

Auch das ‚anfassen‘ ist damit Teil der Frage und das rummtrampeln am Einstieg :thinking:
Thema ‚anfassen‘, was tun, wenn der Fisch dich rammt? :laughing:

Und noch ein Anekdotenhafter:
Bin letztens (m)einem Buddy Team verspätet ins Wasser gefolgt.
Bin von vorne auf sie zu, als ich gerade mit dem Haubentaucher als Buddy unterwegs war. :flushed: :wink2: :thinking:
Haben weder mich noch den Haubentaucher gesehen, waren am navigieren. :face_with_hand_over_mouth:
Er mit dem Blick auf dem Kompass und dem Bauch auf der Wasserpest, sie daneben mit Blick auf ihn. :roll_eyes:
(nichts für Ungut, falls ihr das lest, ist nicht böse gemeint, in keiner Form, ehrlich! Ihr seid tolle Buddys! :wink2: )

Als ich dann kopfüber vor ihr hing bin ich dann doch aufgefallen (ich glaub sie hat mich gehört :grin: ), bei 20cm Maske zu Maske :lachen:
Den halben Herzinfarkt hatte ich aber nicht einkalkulliert… :thinking: :cry: :woozy_face: (Also mehr als ‚zucken‘ war es nicht, aber es war schon extremes zucken) :woozy_face: :woozy_face: :woozy_face: :zipper_mouth_face:

Also, was darf der Sidemount ‚Normalo‘ Taucher?

Ein Sidemounter darf auch nicht mehr wie jeder anderer Taucher, ich persönlich versteh die Fragestellung glaub nicht richtig. Am See hinterlässt man zwei Sachen, 1. Nichts und 2. Einen guten Eindruck. Zum Thema Leute anmaulen kann ich nur sagen: Wie man in den Wald rein ruft, schallts auch wieder heraus. Woher bist du dir so sicher, das der „Störer“ am See nichts zu sagen hat. Auch am Ausbildungssee gibt’s Regeln.
Zur Umwelt brauch ich wohl nichts zu sagen. So wenig wie nötig beeinflussen und zerstören. Fauna und Flora in Ruhe lassen.

Gruss Kuni

Da stelle ich mich Kuni hinten an…

Vlg
Roby.

Man darf die Flaschen einzeln zum Wasser tragen :smiley:

Oliver

Oh, ich bin mir da schon sehr sicher :wink:
Es ist sowieso so, das niemand das Recht hätte irgendwen vorzuschreiben, ‚wie‘ er etwas beim tauchen macht!
Der speziell hätte aber nicht mal das Paddel dabei haben dürfen.

Er macht aber mehr.

Sidemount im See kann schon deutlich mehr Schaden anrichten, als Backmount.

Muscheln an Fensterkanten sind zum Beispiel in einem von Sidemountern besuchen Gewässer relativ chancenlos.

Nächster Punkt wäre ‚steckenbleiben‘.

Und zum Schluss eben mulchen, bzw Wasserpest durchkämmen.

Schönes Ideal - für die meisten endet das schon beim Flossen anziehen.

Schonzeiten und Uferschutz beachtet auch fast niemand.

Selbst in simmulierten Notfällen wird seltens Rücksicht auf die Umwelt genommen, in echten bin selbst ich vollkommen rücksichtslos und verschwende keinen Gedanken daran.

Dann wäre noch der Punkt der mehr nur für mich gilt:
Da wo ich tauche rechnet niemand mit Tauchern.
‚Unter Steg‘ lohnt sich für mich nur bei Lücken unter 70cm Durchmesser und selten unter einer Wassertiefe von nem Meter - da sind nur Sidemounter, wenn überhaupt.

Hmmmm, ich frag mich jetzt, ist es so schwer den nötigen Abstand zum Boden, Muschelbänken, Korallen oder was auch immer zu halten. Mir ist auch nicht ganz schlüssig, warum man in einem heimischen See Höhlentaucher spielen sollte und potenziell überall stecken bleiben kann. Selbst erfahrene Höhlentaucher werden doch sicher für sich abschätzen, wo sie durchkommen oder wo nicht, anstatt sich wie die Axt im Unterwasserwald zu benehmen.
Was ich auch nicht verstehe, warum man Wasserpest durchmulchen sollte, was suchst du da? Fische aufschrecken, die sich da drin vor Ihren Fressfeinden verstecken und panische Angst vor „Großem“ haben?

Im Notfall hab ich sogar vollstes Verständnis, frage mich jetzt aber erneut…Was machst du, das es zu Notfällen kommt? Ich versuche durch meine Ausrüstungskonfiguration, Ausbildung, Ausrüstung und Tauchplanung Notfälle gegen Null auszuschließen.
Gerade in simmulierten Notfällen habe ich Zeit und die Möglichkeit mir den geeigneten Ort dafür zu suchen → Ausbildungsplattform? Gut, wenn man einen Overhead Tauchgang unter nem Steg als Grundlage nimmt :pfeif:

@kuni
Ich tauche zur Zeit nicht mehr zum Sidemount üben und für Höhlentauchtraining ist es noch etwas früh.
Jetzt nutze ich die erworbenen Fähigkeiten und verfeinere das Gefühl für alles.

Ich will jetzt ‚einfach nur tauchen‘ und zwar so, wie ich mir das als kleines Kind mal erträumt hatte und wie es mir Backmount nicht möglich war.
Meine Tauchgänge sind Spaziergänge unter Wasser, pures Spass haben, mit der Natur kommunizieren und geniessen.
Ich tauche dahin, wo es interessant aussieht, das ist im Tümpel oft der Uferbereich, seltenst das Umfeld der üblichen Tauchrouten.

Nur weil etwas tatsächlich objektiv enger und schwieriger zu manövrieren ist, als beim Höhlentauchen realistisch akzeptabel wäre, heist das nicht, das ich es als Höhlentauchtrainig verstehe, auch wenn es dafür durchaus geeigenet ist und ich das erwähnenswert finde.

Wenn das nicht Blödsinn wäre, dann gäb es weniger Höhlentauchunfälle.
Steckenbleiben ist überhaubt die grösse Angst, die von aussen an mich herangetragen wird.
Ich denke, ich habe darüber die Kontrolle, aber das dachte Agnes M. auch und die hatte definitiv mehr drauf als ich.

Backmount zumindest ist das sichtlich sehr schwer und auch Sidemounter sind nicht unfehlbar, die meisten noch wirkliche Naturkatastrophen.
Im Süsswasser auf jeden Fall alles selten und das Problem sind mehr Weichpflanzen, Sediment und Blätter.

Wenn Du es selber mal machst und unaufällig gleitend da langkommst stellst du schnell fest, das die meisten Fische wenig Probleme mit Tauchern haben, die sich nicht hektisch bewegen. Wasservögel mit den Luftblasen schon eher.
Das was sich dort versteckt sind meistens genau die grossen Fische, die weit von Fressfeind Gedanken weg sind - ausgewachsene Karpfen und Hechte, ab und zu mal nen sehr grosser Barsch, oder Aal - schau mal in den aktuellen Videothread von mir.
Aber ja, das ist so ein Bedenkenspunkt, der Grund für den Thread war.


Eins sollten wir aber alle nicht vergessen:
Niemand hindert einen unter Wasser an irgendetwas und es gibt keine echten ‚Verbotszonen‘.
Nur weil man sich selber an willkührliche Regeln hält, macht es nicht unbedingt der nächste.

Von dem was ich sehe, könnten sich ‚die Sidemounter‘ durchaus in Zukunft sehr unbeliebt machen.
Die meisten wirbeln bei Experimenten mehr Dreck im See auf als ne ganze Tauchschule.
Und die Inneseite von Röhren (die oft nie nen Taucher von innen gesehen haben) wird von vielen blankpoliert.

Ausserdem sind die meisten Sidemounter derzeit noch die eher ‚ungewöhnlichen Charaktere‘, das heist auch das sei häufig sehr schlecht darin sind eigene Fehler in dem Bereich anzuerkennen, oder irgendwie Rücksicht zu nehmen.
Ist klar noch eine Domäne für Typen, die auch Solotauchen, oder andere Dinge machen, für die sie kein Brevet haben.

Eine Zusatzkrankheit: Ein Sidemounter im Buddyteam und die Backmounter versuchen Saltos zu schlagen, ins Flaschwasser zu folgen und durch Löcher zu kriechen, mit den erwartbaren Folgen.


Ich möchte noch mal klarstellen, das es mir wenig um mich selbst geht, sondern allgemeinere Überlegungen.
Ich selber lege wert auf Nullkontakt, aber auch ich mache da Ausnahmen nach eigenem Ermessen.

Wasserpest robben ist ja eher ein allgemeines Hobby, besonders unter navigierenden Backmoutern.
Selten erreiche ich auf Ansprache mehr als ‚einjährige Pflanze‘ Kommentare.

Mich ärgert es immer besonders an ‚Dingen mit Löchern‘, Wracks, Bauwagen, Fahrzeuge und so.
Ich achte immer besonders drauf, das an Ecken und Kanten sitzende Muscheln nicht zerquetscht werden (selbst die unbeliebten Dreikant).
Aber sobald die Sonne rauskommt, klebt an jeder Kante Muschelsauce. Schwämmen geht es selten besser.

Jeder baut mal Mist, aber die Sidemounter werden langsam mehr und fallen irgendwann dann auch als Masse auf.

Stecken zu bleiben sollte normalerweise kein Problem in Sidemount sein. Bis Du so weit bist, dass Du in echte Sidemount Passagen tauchen darfst (normalerweise frühestens nach 50TG nach Full Cave plus Sidemount Cave Specialty und entsprechender Erfahrung) kannst Du, wie Kuni sagt, schon sehr gut einschätzen was geht und was nicht.
Stecken zu bleiben ist das kleinste Problem, viel schlimmer ist dass Du da wo es eng ist auf dem Rückweg tendenziell nichts mehr siehst…

Oliver

Es ist ja nicht meine Meinung nakatomi! Ich zitiere andere damit.
Ich sehe Steckenbleiben nicht als Gefahr im Open Water Sidemount - im Höhlentauchen ist es aber erstmal theoretisch möglich, praktisch mehr als einmal schon passiert, und auch gefährlich bis tödlich geendet.
Ich bin recht überzeugt davon, das z.B. Solotauchen wenig Sicherheitsnachteil für mich hat, ‚steckenbleiben‘ ist dann immer wieder eines der Dinge, wofür angeblich ein Buddy gebraucht wird.

Das definitiv nicht alle Höhlentaucher das richtig einschätzen, beweisen doch einige Unfälle.
Die Spalten, durch die der eine, oder andere :wink: in Videos kriecht, sind sowieso nicht mehr einschätzbar, das muss man dann schon einfach auf gut Glück probieren (und für die echt schmalen Spalten muss die Kamera ja auch zurückbleiben).
Bevor eine Leine liegt, kann man doch gar nicht einschätzen, ob etwas auch ‚weiter drinnen‘ passierbar wäre und die Sicht scheint oft auch vor dem durchtauchen null sein zu können.

Diese ‚dürfen‘ Aussage überzeugt mich, das ich auf den Cave-Schein ganz gut verzichten kann… :motz:
Und ehrlich mal: Ich verstehe auch nicht, woher diese ewige Nullsicht-Angst bei Höhlentauchern herkommt - ist das wichtig für den Kick, oder wie?
Egal bei welcher Frage, das ist dann wichtiger?
Wer damit wirkliche Probleme hat, sollte vielleicht nochmal nen bisschen Open Water Training nachholen und Höhlen erstmal meiden?
Es gibt durchaus Möglichkeiten das zu simulieren und sich selbst in Situationen zu bringen, wo man im Ernstfall nicht mehr rauskommt, ich bin relativ sicher, das ich das ‚getestet‘ habe, wenn auch nicht repräsentativ.
Ich kann da einiges an Seen empfehlen, wo Nullsicht fast schon zum Normalfall gehört und man gerne auch mit Stollen und Löchern versuchen kann wie sich das anfühlt wenn wirklich von oben kein Licht reinscheint.
Ich selber sehe schlechte Sicht als angenehm, ausser, wenn sie nur hinter mir zu finden ist.

Höhlentauchen ist hier aber nicht das Thema und steckenbleiben und verletzen in Engstellen bei Open Water Sidemount nicht unwahrscheinlich - die wenigsten sind da zurückhaltend und absolut jeder nutzt es irgendwann mal zum ‚Löcher kriechen‘.
Sich in Seile zu verheddern, beim drunter her kriechen von etwas wegrutschendem begraben werden, Glas übersehen - alles sehr naheliegende Gefahren, die man besser nicht komplett ignoriert.

Wir sind hier etwas auf dem falschen Weg!
Gelten an Euren Tauchplätzen andere Regeln, oder sind nur in meiner Gegend alle Irren zu finden?
Sidemount und die damit einhergehenden Möglichkeiten bergen schon einige Knackpunkte:
Ich bin jetzt in der Position jederzeit Fische im Süsswasser mit der Hand fangen zu können, mir macht etwas Sorgen, was mancher andere mit diesen Möglichkeiten tun würde (und das ist keine Übertreibung, ich hatte, in Abwehrreaktion, schon einige Hechte, Karpfen und Barsche in der offenen Hand, die, aufgeschreckt von anderen, übersehen haben, das da noch was im Weg ist, oder blöd geblendet wurden).

Genauso höre ich immer wieder von Stellen, die durchaus geeignet sind, das man die Leiche erst nach Jahren überhaupt findet, trotz Suche - Röhren die Seen verbinden, vergessene Bergwerksstollen, Brunnen…
Ich selber hatte einige Erlebnisse, die durchaus ‚Regeln‘ gar nicht so schlecht erscheinen lassen.
Und glaubt mir, ich hatte da trotz meiner, ‚ach so anspruchlosen Tauchprofile‘, echte Schockeffekte:
Eine Tonne Baum, die den Abhang runter im Blättersediment verschwindet, während man gerade zwischen den Ästen duchtaucht macht echte Angst! (wären die Äste anders herum geknickt gewesen, wär ich einfach ‚weg‘ gewesen - mein zweiter Solotauchgang damals).
Trotzdem sehe ich es noch immer als eine der sichersten Beschäftigungen, die ich bisher hatte und lass mir da von niemandem reinreden, der ernsthaft glaubt, das man mit nem Jacket sicher tauchen kann.
Alle ‚Regeln‘ stammen aus dem Backmount Bereich und müssen für Sidemount anders betrachtet werden.
Es geht mir dabei nicht so sehr um mich, sondern darum, das ich weis, das immer einer irgendwo an alle Grenzen und darüber hinaus geht.