Hallo zusammen!
Ein Forum lebt von Erfahrungsberichten. Ich denke, es nutzt dem ein oder anderen deshalb, wenn ich ein bisschen über meine Erfahrungen bei der Suche und der Auswahl meines ersten Sidemount-Kurses berichte:
Zunächst:
Ich habe ca. 450 TGs (davon fast alle in heimischen Gewässern, vor allem dem Bodensee) und bin CMAS *** brevetiert. Tek- oder Höhlenerfahrung habe ich keine.
Suche:
Die größte Schwierigkeit war zunächst, mich ohne praktische Erfahrung für einen Kurs / ein System zu entscheiden. Ich war von Anfang an sehr an den XDeep- und Razor-Systemen interessiert. Bedingt durch die aufwändige Einstellung minimalistischer Systeme und das anschließende Austrimmen sind die Möglichkeiten, diese Produkte testzutauchen sehr begrenzt. Daher habe ich das Thema lange vor mir hergeschoben, wusste ich doch gar nicht, ob Sidemount überhaupt was für mich ist. Die ersten Erfahrungen habe ich bei einem Schnuppertauchevent mit Roby und Martin gesammelt. Dort konnte ich das Finnsub Flyside und das Razor im Pool testen. Letzteres deshalb, weil mir Martins System auf anhieb gut gepasst hatte (Danke nochmal an dieser Stelle ). Das Schnupper-Event hat mich schließlich bewogen, Geld- und Zeit zu investieren und endlich mit dem Sidemount-Tauchen anzufangen.
Doch welcher Kurs?
Ich wollte möglichst einen mehrtägigen Kurs, der mir die notwendige Theorie und Skills beibringt, um anschließend selbst weiter üben zu können. Der Instructor sollte langjährige Sidemount-Erfahrung haben. Der Verband war mir absolut unwichtig, wohingegen räumliche Nähe (BW) ein Kriterium war.
Letztlich fiel die Wahl auf den GoSidemount-Kurs von Axel Früh in Freiburg. Da ich mich für das Razor-System entschieden hatte, schien es für mich die richtige Entscheidung zu sein, auch zu einem „Razor-Experten“ zu gehen. Was für mich im Voraus gegen einen GoSidemount-Kurs gesprochen hatte war die ausschließliche Verwendung von Aluflaschen. Hatte ich in der Theorie doch die vielen Vorteile von Stahlflaschen i.V.m. kaltem Süßwasser erkannt.
Warum das Razor-System?
Eine gute Frage, auf die ich keine 100%ige Antwort kenne. Letztlich eine Gefühlssache denke ich, die ich bislang nicht bereue. Aber bezüglich der Vor- und Nachteile gibt es schon genügend Ausführungen hier im Forum
Der Kurs
Wir waren zwei Schüler. Die Ausrüstung konnte bis auf den Kälteschutz (Trocki) und ABC-Ausrüstung geliehen werden und war in der Gebühr enthalten. Der Kurs begann an einem Mittwoch um 10.00 Uhr zunächst mit Theorieunterricht. Entsprechend unserem Kenntnisstand wurden folgende Themen erläutert (aus dem Gedächtnis, keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
- Kursstruktur von GoSidemount
- grundsätzliche Vorteile vom Sidemount-Tauchen
- Besonderheiten des Sidemount-Tauchen
- Bestandteile und Nutzen der Razor-Komponenten
- Atemreglerkonfiguration
- Rigging und Handling der Flaschen
- Handling des Systems
- Gasmanagement mit zwei Flaschen
- Buddycheck in Sidemount-Konfiguration
- spezielle UW-Handzeichen
Anschließend wurde mir mein System „auf den Leib geschneidert“. Dabei wurden alle wichtigen Parameter, Tipps und Tricks in Detailfragen sowie Fragen auch über das eigentliche Thema hinaus aufgeworfen und beantwortet.
Am Mittwochabend ging es dann gleich noch 1 1/2 Std. in den Pool. Hier wurde der richtige Sitz der Ausrüstung (Harnes, Flaschen, Blase, Bugees, etc) überprüft und korrigiert sowie Flossenschläge, Umclippen der Flaschen und Atemregler usw. geübt.
Am zweiten Tag war Freiwasser angesagt: Wir trafen uns an einem Baggersee und führten zwei Tauchgänge durch. 47 und 46 min lang und jeweils knapp 15m tief. Bei jedem Tauchgang gab es ein Briefing, indem die Übungen durchgesprochen wurden. Inhaltlich lagen die Schwerpunkte auf
- Automaten clippen
- Wechselatmung
- genaue Bleibestimmung
- Gasspende
- An-, Ab- und Umclippen der Tanks
Bei den anschließenden Nachbesprechungen wurden die Übungen besprochen und Verbesserungstipps gegeben.
Am dritten Tag wurden wieder zwei Tauchgänge durchgeführt (62min und 45min, ca. 25m tief). Die Übungen wurden komplexer:
- Defektes Bungee
- Flaschenrigging defekt
- Anspruchsvollere Tarierungsübungen
- Nutzung der zweiten Auftriebsblase
Alle Übungen wurden freischwebend in horizontaler Wasserlage durchgeführt. Bedingt durch schlechte Sichtverhältnisse im Bereich bis 10m Tiefe war oft auch keine Grundsicht gegeben.
Resümee
Ich denke durch den Kurs habe ich die ideale Grundlage erhalten, um in Zukunft meine Skills selbst immer weiter zu verbessern.
Meiner Meinung nach ist der Kurs ideal für Leute, die sich bereits für das Razor-System entschieden haben und schon tauchen können. Insbesondere die freischwebenden Übungen, bei denen Flaschen abgeclippt und gehandhabt werden müssen, verlangen eigentlich schon fortgeschrittene Tarierungsskills.
Es handelt sich um einen GoSidemount-Kurs. Es liegt also in der Natur der Sache, dass andere Systeme keine Erwähnung finden. Auch wenn ich mich bereits festgelegt hatte, wäre dieser Punkt dennoch ziemlich interessant für mich gewesen. Axel ist aber grundsätzlich sehr aufgeschlossen, auch bezüglich auf Stahlflaschen, deren Nutzung wärend des Kurses diskutiert wurde und grundsätzlich kein Problem gewesen wäre. Da ich von einem Freund zwei passende 80cuft-Aluflaschen leihen kann, werde ich damit erstmal anfangen, wenngleich der Wechsel auf Stahl in den nächsten Monaten nicht unwahrscheinlich ist…
Eine Videoanalyse sowie umfangreiches Trockentraining hat nicht stattgefunden. Ob es möglich gewesen wäre weiß ich nicht, ich habe nicht danach gefragt.
Der Kurs kostet 450 EUR. Anfangs hatte mich dieser Preis etwas abgeschreckt. Mittlerweile finde ich ihn angemessen. Wir waren schließlich drei volle Tage „unterwegs“. Auf die Stunde runtergerechnet bleibt da nicht mehr viel übrig.
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Eindruck geben. Bei Fragen, einfach her damit Und falls es am Bodensee den ein oder anderen Sidemount-Taucher gibt: Ich sammle dort ab jetzt Erfahrung