Nachteile/Probleme/Zwischenfälle

Hallo zusammen,
in den letzten Monaten habe ich 2 Info-Abende für Sidemount-Interessenten bei uns im Verein durchgeführt. Da ich das Thema objektiv angehen wollte, bin ich auch auf die Nachteile/Probleme/Zwischenfälle eingegangen, um den Interessenten eine möglichst umfassende Entscheidungsgrundlage zu bieten, ob ein Ein-, Umstieg sinnvoll ist.
Das von mir eingeholte Feedback hat gezeigt, dass die Teilnehmer die Aufführung der Nachteile/Probleme/Zwischenfälle nebst Lösung/Bewältigung derselben durchweg positiv gewertet haben. Zwischenzeitlich haben wir einen Razor mehr im Verein und 2 Mitglieder haben Ihren Maltaurlaub mit einem Besuch bei Steve Martin verknüpft und sparen gerade auf je ein Stealth. Hier die Kurzfassung:
-wahrscheinlich neue Ausrüstung erforderlich
-Angebot an fertigen System klein – dafür hochpreisig
-vernünftige deutschsprachige Literatur ist mir nicht bekannt
-Tauchbetrieb der Basen ist evtl. nicht auf Sidemount eingestellt
-höheres Arbeitsaufkommen durch Reglerwechsel (der Wechsel bietet natürlich auch Vorteile…)
-Learning by doing bringt Probleme („Schmetterlings“-Wing, wirre Schlauchführung, schlackernde Flaschen)
-Anzahl der erfahrenen Sidemount-Instruktoren in Deutschland (noch?) gering
-Bungee-Defekt
-Boltsnap-Defekt
-plötzlich „keine Luft“/Ventil zu (hierzu fehlt mir der Fachbegriff – wer kann mir da aushelfen? Gemeint ist: Durch Arm-Körperbewegungen wird das Ventil langsam und ungewollt während des Tauchgangs zugedreht – tank roll off oder so ähnlich?)
Fallen Euch weitere Nachteile/Probleme/Zwischenfälle ein, die man ansprechen könnte?
Danke und Gruß
Tauchnix(e)

Ahoi,

„tank-roll-off“ ist wohl meines Wissens der richtige Begriff.

Da es ja hier mal zur Abwechslung um die Nachteile geht:

Da man in der Regel 2x Flaschendruck zu überwachen hat, ist auch das Gasmanagement etwas komplexer als Backmount.
Zudem das Ganze dann noch mit den Wechseln der AR verknüpft werden sollte. Welchen Tank atme ich wann und bis zu wieviel Bar? Diese Frage gibts im Backmount ja eigentlich gar nicht.

Ansonsten wie auch schon von Dir gesagt: Man baut sich ja gewissermaßen erst im Wasser seine Ausrüstung selber zusammen. Das birgt natürlich auch ein gewisses Fehlerpotential, was besonders für Leute, die technisch nicht so versiert und flexibel sind, schwierig sein kann.
Beispiel:
hatte schon zweimal folgende Situation: Zuerst Flaschen geriggt, zum Wasser getragen (mit Klettern). Dann schön in Ruhe alles angezogen, Trocki, etc. Dann mit Ausrüstung ins Wasser, Flossen an, Lampen gecheckt, etc. und erst ziemlich zum Schluss beim zusammenstöpseln der Schläuche gemerkt, dass am Inflatorkopf vorne der Anschluss-schniepel lose war. Nun ja, alles wieder ausziehen und festschrauben hatte ich natürlich keine Lust, also das Ding so einigermaßen mit den Zähnen festgezogen, den Schlauch weggelassen und halt nur mit dem Mund reingepustet. Geht ja auch. Ist aber bestimmt nicht im Sinne des Erfinders, und auch nichts für jedermann/frau. Beim ADV hätte man den Fehler sofort an Land beim Flaschenaufdrehen bemerkt.
Die Moral von der Geschicht: sidemount erfordert mehr Auseinandersetzung mit den einzelnen technischen
Komponenten, vor und während des Tauchgangs. Für jemand der sowieso Bock auf Schrauberei hat (wie mich) ein „gefundenes Fressen“, ein Sporttaucher der sich mit seiner Ausrüstung am liebsten gar nicht auseinandersetzt ist vielleicht mit einem seaquest proQD i3 besser dran.

GRüße,
Olli

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Ich hab noch den Punkt „Absprache im gemischten Team“: Einige Mittaucher dachten, dass ich nur aus einer Flasche atme und Flasche zwei Reserve ist. Sehr beliebt war auch der Gedanke, dass die Flaschen miteinander verbunden sind (es gibt zwar ein System mit „Verteilerblock“ auf dem Rücken, das tauch ich aber nicht). Die Frage, welcher Regler in einer Luftnot-Situation abgegeben wird, ist auch spannend. Dann ist der zeitliche Ablauf etwas anders. Taucher mit Rückengerät rödelt am Auto fertig auf und ist nach dem Einstieg ins Wasser schnell abtauchbereit, ich rödel mich im Wasser fertig an und brauch dann etwas länger.

Das Thema Flaschenverfügbarkeit fehlt noch. Im Europäischen Raum, gerade am Mittelmeer, bekommen man oft nur 12l oder gar nur 15l Stahlflaschen. Diese sind nicht wirklich sidemountgeeignet. Dh eigene Flaschen mitbringen ist ggf angesagt.

Das Absprache-Thema kann ich auch bestätigen, hatte ich neulich erst im Urlaub mit ständig wechselnden Tauchpartnern. Hat man aber natürlich auch, wenn man mit nem Rebreather oder mit ner Stage unterwegs ist, oder der Tauchpartner so unterwegs ist.

Der zeitliche Ablauf auf dem Boot ist recht identisch, wenngleich die Schritte unterschiedlich sind. Vom zeitlichen Thema her machte das bei mir aber keine bis wenige Unterschiede. Mal war ich schneller im Wasser, mal der ADV-Tauchpartner. Da macht es teilweise mehr Unterschied, ob sich der eine oder andere noch ne Kamera oder ne Stage ins Wasser reichen lässt.

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Unterbringung der Zusatzausrüstung: Was vorher in den Jackettaschen war, muss nun woanders hin. Am Anfang war’s bei mir schon fummelig, mit Trockenhandschuhen im unteren Rücken-, Pobereich was zu befestigen.
Art der Zusatzausrüstung: Ich habe mich z.B. relativ schnell von meiner Hartenberger Maxi Compact getrennt, da die weder hinten, vorne oder sonstwo sinnvoll unterzubringen war.

ich war letztens in Wallhausen und ja, sehe da den „Nachteil“ vom Sidemounten dort wo sonst der Vorteil liegt g. insgesamt die unwegsame und lange Strecke 4-6x laufen ist nervig (Flasche hin, Weg zurck, Flasche hin, Weg zurück, Aufrödeln, Hin zum TP) … man kanns noch optimieren indem man aufgerödelt die 2. Flasche mitschleppt, was allerdings auch nicht sonderlich angenehm ist … der Ausstieg ist zum Glück in der Regel beim Hafen, sonst müsste man das ganze nochmals rückwärts machen :crazy_face: … mit der gesamten Ausrüstung montiert würd ich DIESE Route hingegen nicht laufen wollen :smiley:

Ebenfalls nicht sonderlich angenehm ist, wenn man sehr seichtes Gewässer hat (30-50cm) das gerade rausgeht wie in Wallhausen, bis an eine Kante. Im 30cm tiefen Wasser die Ausrüstung anlegen ist m.M.n. unangenehm und Flasche um Flasche nach vorn bringen an die „Kante“ zum 90m Abgrund muss auch nicht sein so ganz unbeaufsichtigt… adieu liebe Flasche :wink2: … heisst also man muss die Flasche am Ufer anziehen und die 30m in seichtem Gewässer nach vorn laufen zur Kante (Olli71 könnt evtl. schwimmen g - ICH aber nicht :lachen: ).

Womit ich immer wieder kämpfe ist der „Kabelsalat“ bei der Tanklampe. Das Rumgefummel an den Flaschen etc. ist mit dem Kabel nicht ganz ohne bzw. bedarf etwas mehr Übung.

Weiterer Punkt: Verfügbarkeit von Ersatzteilen oder Reparaturstellen ist stark eingeschränkt, da die meisten Shopbesitzer hier in der Schweiz die Systeme nicht kennen oder an Lager haben (mir sind nur 3 Stück bekannt für SM). Beim Toddystyle ist es etwas „einfacher“ da es in der Regel normale Tek-Komponenten sind, die fast jeder an Lager hat - ausser halt Buttplates und so Detailspielereien :wink:.

Hallo, was ich für mich noch nicht gelöst habe:
Wie tauche ich meinen kaltwasser-flach-Foto-tg im Trocki mit einer Flasche.
Backmount war das kein Problem, doppelventil an der 12er lang, zwei 1.stufen und gut.
Das alles an eine 80er Alu anbasteln mit einer 1. Stufe erscheint mir ungünstig ( schlauchkonfig., nur eine 1. Stufe im kaltwasser). Zwei 80er Alu für meinen Baggersee-flachtauchgang ist unnötig und stört auch beim fotografieren.
Also zwei 7er bzw. 40cft? Oder argonflasche ans bp für den trocki?
Auf jedenfall ist es mit einer Flasche sidemount und im Trocki nicht ganz unproblematisch finde ich…
Beste Grüße
Thomas

Das mit den zeitlichen Abläufen finde ich den wichtigsten und dauerhaftesten Punkt.
Nicht nur mit Backmountern, sondern auch Sidemounter untereinander.

Ich hatte jetzt lange eine stabile Konfig stehen. Daher war ich ständig schon ne viertelstunde unter Wasser, bevor der letzte die Maske auf hatte.
Jetzt haben die anderen ihren Rythmus gefunden und ich häng dauernt hinterher, werd hektisch und vergess die Tauchcomputer im Kofferraum, oder ähnliches.

Recht oft geht man nicht gleichartig ins Wasser.
Der eine legt die Flaschen auf die Stegkante, den andere hält sie in der Hand, wieder einer wirft sie ins Wasser, oder legt sie am Auto an.

Insgesamt klappt es viel besser, wenn man als Sidemounter ein grundsätzlich anderes Tempo vorlegt, bei dem man eher später ins Wasser kommt.
Man legt koordiniert alle Flaschen am selben Punkt ins Wasser, macht ruhige Buddychecks am Auto und unterlässt die übliche Hektik ins Wasser zu kommen ganz.
Eher ins Wasser schlendern, als schleppen.

hallo,
das versteh ich jetzt nicht so ganz.

als sidemounter ist man doch eher früher im wasser, jedenfalls wenn man die flaschen schon vorher an/ins wasser gebracht hat. und das ist doch auch gut so, wenn man mit backmountern taucht. im wasser braucht man ja tendenziell länger bis man startklar ist.
und hektisch sollte man dabei ja möglichst eh nicht sein, völlig unabhängig vom verwendeten system!

beste grüße
thomas

Die Flaschen vorher ordentlich und nicht halbherzig aufzubauen hilft im Wasser.
Deshalb sollte man sich Zeit nehmen, alles vorher bereitlegen, die Flaschen erst zum Wasser bringen, wenn sie auch wirklich fertig sind.

Für Anfänger und natürliche Hektiker kann das schon mal länger dauern. :wink:

Wichtig ist nicht nur sich selber eine Reihenfolge zu suchen, sondern die auch an die der anderen anzupassen.

Hab ich auch nicht so ganz verstanden. Wie schon erwähnt ist das Doing ein anderes, sodass der ADV-Taucher tendentiell länger beim Auf-/Anrödeln ist und der Sidemounter dafür im Wasser etwas mehr Zeit braucht. Je nach Tauchplatz kann der Sidemounter dann etwas früher ins Wasser und sich dort beschäftigen. Sollte man aber vorher besprechen, damit keine unnötige Hektik oder dergleichen aufkommt. Ist ja immer so ne gewisse Eigendynamik im Spiel, wenn sich eine Gruppe von Tauchern, selbst, wenn sie sich gut kennen und oft miteinander tauchen gehen, für einen Tauchgang fertig macht.

Wie gesagt, ich beziehe mich dabei mehr auf Sidemounter untereinander, als auf gemischte Gruppen.
Eigendynamik ist da ein gutes Stichwort.

ok, ich dachte es ging hier um Nachteile/Probleme/Zwischenfälle speziell beim sidemount…

beste grüße
thomas

Genau das ist es meiner Ansicht nach ja. Kein grosses Problem, aber ein alltäglich auftretendes und oft das auffälligste, wenn Sidemounter am Tauchplatz sind.

also meinst du, daß das anrödeln beim sidemounten schwieriger/komplizierter ist. bzw. mehr oder größere aufmerksamkeit und planung erfordert?
ich finde es kommt immer auf die ausrüstung/anzahl der flaschen an. im halbtrocken mit einer flasche empfinde ich es nicht als sonderlich schwieriger.
mit zwei flaschen im trocki ist das schon was anderes. aber das kann man meiner meinung nach eh nicht mit einer flasche backmount und adv vergleichen.
aber klar grundsätzlich würde ich auch das:

unterschreiben, da man ja vor allem hier in d eher im trocki unterwegs ist, und das ist ja wie ich schon geschrieben habe mit einer flasche sidemount sowieso nicht so einfach.

beste grüße
thomas

Ich würde es nicht schwierig’er’ nennen.

Aber es gibt eben keine gleiche Routine für alle, sondern jeder sucht noch nach seiner eigenen.
Das ist bei Backmount schon alles so standartisiert, das keinem überhaupt noch aufällt, das man das auch anders machen könnte.
Das Zitat von olli71 trifft es schon sehr genau - allerdings ist das wohl jedem klar und hier geht es doch eher um die Details dazu.
Und ‚Auseinandersetzung‘ bedeutet nicht immer höheren Auswand, sondern oft das Gegenteil.

Meiner Meinung nach ist es viel einfacher und logistisch weniger Aufwand, mit zwei Flaschen Sidemount zu tauchen, als selbst Monoflasche Backmount.

Ich kenne das und das war bei den ersten SM-tg ganz schlimm da ich etwas länger brauchte um alles richtig anzulegen als meine BM-Buddys,…
Aber hinterher haben sie alle länger gebraucht… werde dann auch schon immer ganz nervös wenn alle im Wasser sind aber davon sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Kostet auch nur unnötig luft am Anfang des TG.

stimmt, sidemount ist nicht gleich sidemount, es gibt so einige verschiedene systeme mit jeweils verschiedenen schlauchkonfigs usw.
das ist bei der „normalen“ bm-ausrüstung mit adv anders. da gibt es eher einen gemeinsamen standard.

das allerdings sehe ich total anders!

beste grüße
thomas

In wie fern?

Der Aufwand ist Sidemount für Mono und Doppel doch nahezu identisch.
Zwei Atemregler dranschrauben, dafür nur die Hälfte an Schläuchen pro Regler.
Zwei Hände bei tragen belegt, statt einer.
3 zusätzliche Handgriffe beim anlegen der Flaschen.

Ich sehe da keinen wesendlich erhöhten Aufwand.

Ich versuche jetzt die „Aufrödelproblematik“ mal zusammenzufassen. Ich gehe davon aus, dass ich mit dem Auto zum See fahre und von Land aus tauche. Ich als SM-Taucher möchte meine Flaschen im Wasser anlegen. Denke, hier gibt es zwei Möglichkeiten:
1)Die BM-Taucher machen den Ausrüstungscheck am Auto (für den Fall, dass was nicht i.o. ist/fehlt). Da ich zur Tauchgruppe gehöre, bin ich dabei. Dann geht die Gruppe geschlossen zum Wasser. BM-Taucher springen rein und sind schnell abtauchbereit. Da ich erst jetzt meine Flaschen anlege, müssen sie etwas auf mich warten und ich erkläre mit angelegtem Gerät auch noch kurz meine Ausrüstung.
2)Wenn die BM-Taucher das Gerät anlegen, gehe ich schon vor Richtung Wasser und lege die Flaschen an. Ich verpassen dann den Check der BM-Taucher, bin aber dann evtl. zeitgleich abtauchbereit. Oder man macht besser den Check erst zusammen im Wasser?