Unterschiede SM vs. Backmount - Teil 3 - Atemreglerwechsel

Hallo

Weiter geht es mit einem der Dinge, das wohl auf die meisten Backmounter auf den ersten Blick abschreckt.

Der Atemreglerwechsel.

Vorab: Das ist kein Problem! Jeder kann das und es gibt ein unglaubliches Gefühl der Sicherheit, das auch keine Illusion ist.
Mehr dazu ganz zum Schluss.

Natürlich muss bei separaten Flaschen regelmässig der Regler gewechselt werden.
Spätestens, wenn eine leer ist :wink:
Das ist dann aber nicht die ‚richtige Technik‘.

Im Prinzip sollen beide Flaschen immer exakt den selben Restdruck aufweisen - was natürlich nicht zu erreichen ist.

Da wird gemacht, um in Ohne-Luft-Situationen nicht eine Flasche zu zweit zu schnell leer zu atmen.
Aber auch wegen des gleichmässigen Auf/Abtriebs auf beiden Körperseiten.
Hier muss zwischen Stahl und Aluflaschen unterschieden werden.
Bei Stahlflaschen bemerkt man oft Unterschiede von 50 Bar noch nicht. Bei Aluflaschen sind 20 Bar Unterschiede schon spürbar.

Ich hatte ursprünglich in verschiedenen Foren den Ansatz gefunden in 50 Bar oder in ‚drittel‘ Schritten zu wechseln.
Im ersten Sidemount Kurs wurde das dann bestätigt.
Dann habe ich irgendwo gelesen, das Steve Bogaerts in 10 Bar Schritten wechselt und versucht das zumindest mit meinen eigenen Flaschen auch hin zu bekommen.
Ist eine sehr gute Übung, hätte es mit etwas mehr Zeit bestimmt bald zuverlässig hinbekommen.
HP hat mir dann im gosidemount Kurs aber erklärt, das das nicht jeder so ernst nehmen muss und man einfach ‚bei Gelegenheit oder jeden Wegpunkt‘ wechselt.
Da es mir sehr gut gefällt wie er es erklärt hat (oder wie ich es verstanden habe :wink:), versuche ich das so genau wie möglich umzusetzten und an mich anzupassen.

Hier also, wie ich es handhabe - zur allgemeinen Diskussion und zum Mitlesen für Neulinge:

Auf der technischen Seite verwende ich zwei Atemregler, die ich nach folgenden Gesichtspunkten jederzeit unterscheiden kann:

  1. Unterschiedliche Mundstücke
  2. Einer mit 90 Grad Winkel am Schlauch
  3. Einer im Neck Bungee, einer mit Boltsnap am Schlauch zum wegklippen
  4. Sie sehen unterschiedlich aus (einer hat nen anderen Deckel)
    Unterscheidung erfolgt in der Reihenfolge, Zunge, Hand, zweiter Griff nach der Befestigung (und, im Extremfall, aus dem Mund nehmen und anschauen)

Vor dem Abtauchen werden beide Finimeter kontrolliert und beide Atemregler probegeatmet.
Jeweils beim anlegen der Flasche.
Linke Flasche wird immer zuerst angelegt, Atemregler in den Mund genommen, NeckBungee übergestülpt.
Dann die rechte Flasche. Longhose wird um den Hals gelegt und und der Tauchgang beginnt.
Ich beginne den Tauchgang grundsätzlich mit dem Longhose Atemregler von der rechten Flasche im Mund - es sein denn, die Flaschen sind sehr unterschiedlich befüllt.

Atemreglerwechsel erfolgen nun nach folgendem Muster:

  1. Bevor etwas anspruchsvolles getan wird (Arbeit unter Wasser, Buddy Support, schneller Sprint, Übungen)
  2. Nach jeden Ereignis (überraschende Anstrengung, erreichen der Plattform, erreichen des Seiles, erreichen der Zieltiefe, an jedem Kreuzpunkt, bei jeder Kursänderung, etc…)

Dabei vermeide ich den Wechsel unter folgenden Umständen:

  1. Wenn ich beschäftigt bin :wink: (wobei der Wechsel mit einer Hand erfolgt, also nur bei zwei belegten Händen)
  2. Wenn ich nicht glaube, seit dem letzten Atemreglerwechsel 20 Bar verbraucht zu haben.

Wenn ich einen Wechsel auslasse wird der (nicht immer, nur ab und zu) durch eine beidseitige Finimeterkontrolle ersetzt.
Sonst kontrolliere ich immer nach dem Wechsel den Stand nur an der Flasche, die ich gerade aufgehört habe zu atmen.
(Dies ist nebenbei auch der Stand, den ich bei einer Frage nach meinem Gasvorrat anzeige. Erst nach jedem Anzeigen überprüfe ich den Stand an beiden Flaschen.)
Den groben Füllstand meiner Flaschen schätze ich nach Auftriebsverhalten. Ich kann derzeit blind sagen, ob sie halbvoll, oder schon um 50 Bar sind und bin sicher, das das ganz von selbst noch viel präziser werden wird.

Durch dieses System komm ich letztendlich immer mit zwei Flaschen aus dem Wasser, die nicht mehr als 10 Bar im Restdruck unterschiedlich sind.

Welches System verwendet ihr, was würdet Ihr empfehlen?

Nun zur ‚Angst vorm Reglerwechsel‘:
Ich empfinde dies als eines der grössten Geschenke, die mir Sidemount gemacht hat.
Auch vorher, als Backmounter, dachte ich schon, das ich problemlos meinen Atemregler wechlsen könnte, aber als angenehm hätte ich es nicht bezeichnet.

Jetzt sehe ich das anders!
Zum Beispiel erwische ich mich oft dabei, das ich mich beim Atemreglerwechsel ablenken lasse, nachdem ich den Einen einfach ausgespuckt habe, dann erst mal schaue, was um mich rum passiert und erst überhaupt nach den Zweiten greife, wenn ich ihn wirklich brauche - oft bin ich dabei länger ohne Atemregler, als ich sonst gewusst schaffen könnte. ‚Nie‘ war dabei irgendwelche ‚Panik‘ spürbar. Der Griff nach dem Atemregler erfolgt fast unbewust und langsam genug ‚um die Fische nicht zu verschrecken‘.

Es ist nichts bewusst gelerntes bei mir, es hat sich einfach so entwickelt, ich weis selber nicht wie und halte das für einen automatischen Effekt beim Sidemounten.

Dadurch, das der Wechsel auf den anderen Regler bei Problemen immer nur Sekunden dauert, hat man sehr viel Zeit für ‚entspannte Selbsterfahrung‘.
Man muss vieles nicht mehr fürchten.
Denn: was soll im Notfall schon passieren, ausser, das man das selbe tut, was man schon alle 20 Bar macht.
Beispiele: ich atme aus dem Atemregler ohne ihn auszublasen, wechsle den Regler auch ‚kopftunter‘, ‚trinke‘ ihn zum Spass mal leer, stecke ihn (absichtlich) verkehrt rum in den Mund, oder verheddere das Neck-Bungee zur Übung ins Mundstück.

Also:
Andere Erfahrungen?
Alternativvorschläge?
Wilde Spekulationen?
Immer her damit!

Grundsätzlich gehe ich identisch vor.
Bei mir haben sich etwa 30bar als Wechselpunkt eingebürgert, da ich bei grosseren Differenzen den Trimmeinfluss zu spüren beginne.
Dazu clippe ich die Longhose nicht mehr weg, sondern nutze einen Magnethalter (Oktopushalter). Geht blind und sehr schnell, im Notfall schneller als das Abclippen und hält sicher.

Mehr Sicherheit empfinde ich nicht, da ich auch Backmount mit Longhose und Neckbungee tauche und auch hier ab und an mal den Regler wechsle. Gehört genauso dazu wie der ValveDrill, insofern kein grosser Unterschied.

Auch ne gute Idee, ich mag aber keine Magneten unter Wasser. Ich klippe mit dem gosidemount break-away-connector weg - sehr gute Lösung.
Vorher hatte ich auch mal nen Doppel-Neck Bungee, war auch nicht schlecht.

Ich habs etwas euphorisch formuliert.
Sicher ist das für viele Backmounter auch schon vorher kein Problem mehr. Sidemount hilft aber :wink:
Ich kenn genügend Backmouter die jeden Wechsel vermeiden, denen wollte ich sagen: ‚Kein Problem‘.