Tja, das ‚tank feathering‘…
Sidemount Glossar:
tank feathering = das regelmässige auf und zudrehen des Flaschenventils nach Bedarf bei einem abblasenden Automaten
Angeblich einer der Hauptvorteile der Sidemount Konfiguration.
Aber auch der Teil, dessen reale Einsatzmöglichkeit immer angezweifelt wird.
Ich selber habe das von Anfang an geübt. Eine der ersten Sachen, die ich für mich beim sidemounten testen musste war, ob ich dadurch wirklich einen Sicherheitsvorteil bekomme, oder ob es nur Illusion ist.
Ich hatte dafür sogar meinen eigenen ‚Regulator of Doom‘ gebaut.
Mundstück locker, kaputt und löchrig. Erste Stufe mit Mitteldrucksteiger, Membran in der zweiten Stufe eingeschnitten, ein O-Ring am Proton XL entfernt, dadurch die Kammer offen für eindringendes Wasser (zusätzlich zum Loch in der Membran).
Atembar bis etwa 3 Meter, danach wirds schwierig.
Zweite Flasche für Mono Konfig aufgebaut und dann getestet.
Probleme - Null! Ich war zufrieden, nichts unerwartetes passierte, habe die verschiedenen Übungen später noch einmal wiederholt und dann den Regler zur Revision gegeben.
Meine (Backmount-Insta-)Buddys hatten nicht mal bemerkt, das ich eine zweite Stufe zuviel dabei hatte, oder das ich Teile des Tauchgangs sehr beschäftigt gewesen war.
Leider musste ich feststellen, das mir zu einen die Realitätsnähe dieses Tests niemand geglaubt hat
Zum anderen war ich selber davon noch zu überzeugen, das sowas ‚mit Deko, etc…‘ zum Problem wird.
Vor ein paar Tagen habe ich dann zwei neue Ebay Regler eingeweiht (Mares Proton ICE, fast frische Revision ).
Bei 2 Grad Wasser (bei uns am Einstieg war aber leider eisfrei) und -2 Lufttemperatur ist einer sehr empfindlich, der andere funktioniert einwandfrei (liegt möglicherweise auch an der MR42, die macht schon ne Zeit lang immer mehr Trouble).
Auf jeden Fall hatten nun beide die (halb-absichtliche) Lagerung über Nacht im Auto übel genommen und bei aufdrehen an Land erstmal ein bisschen gespuckt und dann dauerhaft abgeblasen.
Geplanter Tauchgang: Tümpel, ca 10 Meter Maximaltiefe (Planung ca 6m - Entfernung zu tieferen Stellen zu gross),
kalt= 30 Minuten Tauchgangszeit, Sicht vom Vortag bekannt: 1m-einsfufzig.
Reaktion war also einfach:
Unerwartetes Übungscenario mitnehmen!
Flasche zugedreht und ab ins Wasser damit.
Das mein Tauchcomputer diesen Moment gewählt hat um mit seiner Batterie unzufrieden zu sein, lass ich mal weg - mit 10mm Kopfhaube hört man das Piepsen eh nicht und Tiefenmesser werden stark überschätzt
Passenderweise ist der zweite TC gerade in Garantiereparartur, bzw noch im Versand.
Beim anlegen der Flaschen hatte sich aber nur ein Automat bekrabbelt. Der andere sprudelte fröhlich vor sich hin.
Der interessante Teil ist nun:
Tom und ich haben nicht einen Augenblick gezögert, oder diskutiert.
Information ausgetauscht und Kopf unter Wasser.
Ich habe die Flasche von Anfang an normal getaucht.
Atemregler-Wechsel blind in ca 10 Bar Schritten (ausnahmsweise mit Finimeterkontrolle alle paar Minuten ausser der Reihe).
In der Mitte des Tauchgangs einen Wechsel auf dem kaputten übersprungen, dann, als nach der verlängerten Phase mit dem zweiten Regler der seit fast 5 Minuten abgedrehte kaputte Regler noch immer (schwächer) vor sich hin blubberte, die scheinbar kaputte zweite Stufe zerlegt.
Ohne Membran blubberte nichts mehr - einfach etwas zu empfindlich eingestellt.
Also wieder zusammengesetzt und weiter ‚gefeathered‘. Nach einiger Zeit habe ich dann auch einen Punkt gefunden, wo minimales aufdrehen ein konstantes atmen ohne abblasen oder ständiges zudrehen ermöglichte (hielt aber nur immer nen paar Atemzüge ohne Eingriff).
Tom hat sich um die Navigation und den Kurs gekümmert, Gesamtbelastung also gering.
Also möglichst in allen Positionen am Flaschenventil gedreht - anstrengend, aber lehrreich.
Nach 35 Minuten am Ausstieg war der Flaschendruck 135 zu 140.
Ich muss es also mal herausschreien:
Tank feathering ist sidemount vollkommen uneingeschränkt tauchbar!
Man sollte das mal in sicherer Umgebung geübt haben.
Was mich im Nachhinein etwas irritiert und etwas verunsichert hat, ist, wie selbstverständlich wir die Situation hingenommen haben.
Sidemount macht etwas sorglos (zumindest scheine ich derzeit etwas sorglos zu sein).
Mich stört dabei nicht so sehr, das so zu machen, als das ich gar nicht weiter drüber nachgedacht habe.