Fly by Wire tauchen - Vorteile Instabilität bei Monoflasche

Hallo

In letzter Zeit tauche ich gerne mit Mono-Flasche.

Dabei ist mir ein entscheidender Lerneffekt davon aufgefallen.

Der normale Sidemounter liegt wie ein Brett im Wasser. Letztendlich wird die perfekte Lage schon durch einfaches ‚fallenlassen‘ erreicht.

Im Gegensatz dazu ist Monoflasche einiges schwerer.
Die volle Flasche am Anfang zieht schon ziemlich zur Seite. Das gibt sich gefühlt relativ schnell, wenn sie gut liegt, ausserdem wird sie ja zunehmend leichter, was den Spass während des Tauchgangs ständig erhöht.
Gerade deshalb hat mir das von Anfang an immer gut gefallen.

Mit etwas mehr Erfahrung hab ich jetzt immer mehr gemerkt, wie gut man diese Instabilität für sich nutzen kann, anstatt sich davon belästigen zu lassen.

Lasst Euch mal einfach ‚in die Flasche‘ fallen!
Seht es wie die Fly-by-Wire Steuerung bei modernen Flugzeugen.
Die können nicht ohne ständige Steuerungseingriffe geradeaus fliegen, stattdessen wird ständig minimal in wechselde Richtungen gegengesteuert.

Nach kurzer Zeit erfordert das keinen Flosseneinsatz, oder Kraft - das geht einfach über Gewichtsverlagerung und Körperspannung. Auch stillstehen ist möglich, einfach nach Instinkt und Gefühl, ohne bewusten Aufwand.

Und das ist ‚Kirmes‘, Leute! :grin:

Bei einigen Manövern die letzten zwei Tage mit 80cft statt vorher 7 oder 8 Liter ist mir richtiggehend übel geworden, so schnell kann man sich ‚rumreissen‘.
Die Gleitentfernung ist geringer, dafür geht jeder Flossenschlag mit geringerem Kraftaufwand (als mit Doppel) und wenn man es richtig ausnutzt, kann man die Flaschen benutzen um ‚völlig unmögliche‘ seitliche Gleitbewegungen zu machen.
Ich dreh die ganze Zeit Kurven und Manöver um die Gruppe, unter und über der Gruppe und durch die Gruppe hindurch (bald will mich niemand mehr dabei haben. :rofl:)
Ich zieh mit einer Flosse an Leuten vorbei, die Vollgas geben. :grin:
Wenn ich nur kurz Gas gebe um nem Schatten zu folgen, sehe ich bim Nachttauchen nirgendwo mehr Licht, aber ich finde die Gruppe in kürzester Zeit wieder, weil ich die vielfachen Stecke in der selben Zeit zurücklege beim Kreise drehen - sie können nicht mehr entkommen :crazy_face: .

Einfach nur purer Spass- Wird mir schwerfallen jetzt wieder auf Doppelsystem zurück zu wechseln. :pfeif:
Ich bin mir aber sicher, das mir das auch fürs Doppelsystem sehr grosen Lerneffekt gebracht hat.
Beim einem Versuch zwischendurch mit Doppel 7 hab ich ein-zwei Sachen umsetzten können, die vorher echte Arbeit waren, ohne das ich dafür bewust etwas einsetzten musste, es war einfach nur eine flüssige instinktive Bewegung.

Grundsätzlich ist eine gewisse Körperspannung nötig - einfach um nur nicht an der Hüfte abzuknicken. Sonst ist die gute Wasserlage wieder dahin.

In der OWD Ausbildung begleite ich meine Schüler inzwischen nur noch mit Mono-Flasche. Klappt gut, benötige wenig Kraft und reicht locker für 3 TG (10L Alu). Für Doppelflasche bin ich schon wieder viel zu Faul zum Tragen…

Im 5mm Nassanzug mache ich das mit drei Kilo, im Trocki mit 4,5kg. Das macht einfach Laune!
@Razorista: Mythos bestätigt!

Genau Roby!

Deswegen empfehle ich es so vehement. Ich finde es hilft beim erreichen und verbessern der so wichtigen Körperspannung.

Sogar die Backmounter finden das wichtig.
Am stärksten ist mir der Gesamteffekt mal aufgefallen, als ich dabei war als ne Tauchschule ‚abtauchen ohne Flossen‘ gemacht hat.
Während ich gar keine Probleme damit hatte, ‚fiehlen‘ um mich rum die Leute irgendwie durchs Wasser.
Die Bessten schaffen es so gerade mal sich irgendwie zu halten.
Ich hab das zum üben fürs Rückwärsflösseln wochenlang bei jedem Tauchgang für nen paar Minuten gemacht, easy beim 20sten Mal :grin: Langsamer, aber nicht anders als mit Flossen.

Genau wie das ‚Supermannig‘/Nomounting ist das Monotauchen eine sehr gute Übung und im Gegensatz dazu dauerhafter.

Hinzu kommt, das ich keinen grossen Grund zum Doppelsystem im innerdeutschen Freiwasser sehe.
Hat seine Berechtigung, aber beim typischen Tauchprofil fürs ‚Sporttauchen‘… :woozy_face: Overkill!

Ich mag es Atemregler zu wechseln und bevorzuge klar zwei kleine gegenüber einer grossen Flasche für ‚ernsthafte‘ Tauchgänge.
Zum Spasstauchen eignet sich aber eine Einzelflasche in jeder Hinsicht!

Und nebenbei sind ‚Flossentechniken‘ dadurch nur noch ein Witz :laughing:
Wenn man sich erstmal immer stabilisieren kann, trotz instabilem Trim, merkt man plötzlich, das man die Beine ja unabhängig bewegen kann.
:lachen:
Kennt jemand den Namen für nen Frogkick mit jedem Bein abwechselnd? Total ineffektiv, aber ich habs heute nen Drittel des Tauchgangs so gemacht. Sehr interessante Sache, wenn man in komplizierten Positionen hängt. Erlaubt recht gut kontrollierte Bewegungen in entspannten Rückenlagen mit schönem Blick zum Buddyteam und zur Wasseroberfläche.

Flutterkick nur mit Bewegung der Fussballen ist auch so ne Sache, die ich dabei für mich entdeckt habe.
Ich bin recht ungeschickt/rücksichtslos beim ‚anecken‘ in Engstellen, da lege ich Wert darauf, das es wenigstens mit geringst möglicher Kraft dahinter passiert.
Schon mal versucht? Mehr um das gleiten aufrecht zu erhalten geeignet. Gibt mit Monoflasche sogar ganz brauchbare Geschwindigkeit, ich muss manchmal schon bremsen.

Dreimal bei zwei Tauchgängen hab ich jetzt auch was gemacht, das mich überrascht hat und das ich wirlklich nicht weiterempfehlen kann.
Einer der Buddys hatte gerade Trockiprobleme und ne Tendenz zum durchschiessen.
Sie hing jetzt ein paarmal plötzlich 3 Meter über und hinter der Gruppe auf dem Weg nach oben.
Die Bewegung ist nicht gut beschreibbar, rollen und ein paar sehr heftige Kicks schräg zur Lage, aber ich bin dabei so schnell die 3 Meter hoch mit gleichzeitiger 180 Drehung vertikal und eigentlich einigen Metern Strecke, das nicht mal der Computer pfeifen konnte (gefühlt unter ner Sekunde bis Augenkontakt, real wohl 2-3).
Aber das knistert dann schon ganz schön unter der Haut, sollte man wirklich nicht zu oft machen. :gruebel:
Abwärts ist es ähnlich, aber Druckausgleich ist eben Übungssache.
Man muss also etwas aufpassen, das man die Beweglichkeit nicht in der Vertikale zu sehr ausnutzt, das kann weh tun.

Soviel zu Beispielübungen. :wink2:
Eins noch: Mich hat überrascht, wie viel besser ich jetzt den Druck in der Flasche nach Auftrieb einschätzen kann.
Meine eigene 80cft hab ich erst seit zwei Wochen - davor öfter geliehen, aber da macht man dann ja alles nur ‚ungefähr‘.
Ca 150, 100, 50Bar und ‚jetzt wirds bald knapp‘, kann ich blind seit dem zweiten Tauchgang mit ihr ‚genau genug‘ erfühlen.
Finimeterblicke dienen nur zur Absicherung, nötig wären sie theoretisch gar nicht mehr.
Es ist schon ein enorm gutes Gefühl, sich da nicht mehr nur auf das Finimeter verlassen zu müssen, sondern es als zusätzliche Sicherheit benutzen zu können.
Es ist wohl wirklich ein Vorteil ‚eins mit der Flasche‘ zu werden und das geht recht gut, wenn man sich nur auf eine konzentrieren muss und alles etwas schwieriger ist.