wie es auch mal laufen kann ...

zur Abwechslung mal ein kleiner Bericht „wie es auch mal anders laufen kann…“…

sonst hat man ja immer die Bilder vor Augen, wo Höhlentaucher in glasklaren Cenoten um riesige Stalaktiten herumflösseln…

Am letzten Wochenende hatten wir uns mal wieder aufgemacht, um im Bätterich (Höhle im Thuner See) die Quergänge zwischen oberem und unterem Gang zu untersuchen… der obere Gang ist allgemein als "sidemount-Gang " bekannt; wie der Name schon sagt, geht es hier etwas eng und verwinkelt zu.
Im Vorfeld war schon klar, dass durch Regenfälle in den vergangenen Tagen die Bedingungen nicht optimal sein würden, aber wir haben uns nicht abschrecken lassen und sind dennoch losgetaucht mit jeweils 4x 80 cuft Flaschen für die Höhle, 1x 7 Liter für den Scooterweg durch den See ( ca. 350 m) und 1x 7 L Sauerstoff als Dekogas.
Anfangs im See war die Sichtweite ca. 1-2 m , das ging gerade so zum scootern ohne sich zu verlieren, im Unterwasser-Quelltopf gings dann aber eher auf 0,5 m Sicht herunter, den Höhleneingang mussten wir uns dann mehr oder weniger ertasten. Nun also Scooter, die Reiseflasche und das Dekogas deponieren, und in die Höhle hinein… vielleicht wirds drinnen ja besser.
Fast keine Strömung in der Höhle, schon mal gut. Erste Erkenntnis nach der ersten Engstelle: man kommt auch mit 4 Flaschen hinein… also nochmal gut…Sichtweite zwischen 0,5 und 0,3 m, stellenweise auch mal 0,0. Zur Kommunikation mussten wir uns die Zeichen „in die Hand geben“, naja, nicht toll, aber geht ja, zumindest wenn grad mal Platz genug ist, sich zu drehen. Also weiter… Sicht wurde weiter drin auch nicht besser, und als dann schliesslich irgendwo vor dem 1. Jump noch die Führungsleine gerissen war hatten wir dann doch keine Lust mehr die Fortsetzung zu suchen um bei diesen Bedingungen die Leine noch zu flicken… also Rückwärtsgang und wieder hinaus, im 0-Sicht Quelltopf das übrige Equipment wieder drangefummelt und den Rückweg angetreten.
85 Minuten Tauchgang und 6 Flaschen+Scooter pro Person Hin und Hergeschleppt für ca 50 m Höhlentauchgang :grin:

…und hat trotzdem Spass gemacht :smiley:

Grüße,
Oli

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Verrückte Leute gibts … den TG hät ich doch schon viel eher abgebrochen … :vogel:

aber Danke für’s Teilen, da lernt man 2-3m Sicht ja direkt wieder zu schätzen. :grinning: Wie bewältigt man eigentlich eine OOG-Situation bei 0.0m Sicht in einer Engstelle wo man sich nicht drehen kann :thinking: stell ich mir noch stressig vor… :gruebel:

Deshalb tauchst du ja SM, damit das nicht passiert.

trotzdem übt man das ja in Cave-Kursen teilweise mit Blindmaske mit Air-Sharing aus dem Cave zu tauchen. Das klappt aber auch nur so lange wie das theoretische OOG-Szenario nicht grad an der engsten Stelle passiert glaub ich. Obwohl es ja schon sehr unwahrscheinlich ist, dass man bei 4 Flaschen ein komplettes OOG-Szenario erlebt, ausser man merkt erst tief in der Höhle, dass die Flaschen ein Loch drin haben :flushed:

Solche OOA Szenarien haben relativ wenig mit der Anzahl der Flaschen zu tun. Wenn Du nicht schnell genug einen Regler in den Mund bekommst, der funktioniert, dann bist Du OOA. Nehmen wir mal an jemand hat eine Flasche vergessen aufzudrehen, die andere hat einen Roll-Off und an die Stageregler kommt er nicht schnell genug ran. Damit ist er dann OOA, auch wenn er theoretisch noch genug Gas hat. Es ist einfach in dem Moment nicht verfügbar.

Was die Übung angeht, im Kurs wird das mehrfach trainiert. Mindestens vier Mal bis Full Cave, zwei Mal als Empfänger und zwei Mal als Spender. Je nach Ausbilder wird es mit Blindmaske gemacht, oder alle Lampen werden abgeschaltet.
Dabei wird normalerweise auch durch eine Single File restriction getaucht, so dass man als Team, blind, durch die Engstelle manövrieren muss.

Das wirklich einzige Problem wäre, wenn in dem Moment in dem man sich in der Restriction befindet, die OOA Situation auftritt. Ich kenne jemandem, dem genau das im Cave SM Kurs passiert ist. Eine Flasche abgedreht, an den abgeklippten Regler kam sie aufgrund der Enge nicht mehr ran. Der Ausbilder war auf der richtigen Seite der Restriction und hat ihr einen Regler in den Mund gesteckt.
Das Szenario kann also durchaus eintreten, entsprechend sollte man nicht durch solche Engstellen „durch hobeln“ sondern genau überlegen was man tut und welchen Regler man atmet.
Sobald es extrem eng wird, wechsle ich auf den Regler an der Longhose, der Backup hängt dann direkt am Hals.
Anfangs habe ich das nicht gemacht und hatte einmal die 2. Stufe voll gepackt mit Lehm und daraus dann gelernt.

@Sandro,
das ist IMHO eher ein theoretisches Problem. Ich habe mit Sm angefangen, weil ich eine Solo-Konfiguration für’s Höhlentauchen gesucht habe und in längeren Engstellen kannst du eh keine Luft abgeben, wie auch, wenn du dich nicht mal umdrehen kannst.
Wenn ich glauben würde, dass mir „einfach so“ die Luft ausgehen könnte mit 2 Flaschen, dann würde ich nicht garnicht tauchen gehen.

Null-Sicht-Bedingungen(oder nahezu Null) hat man schnell in Engstellen, besonders in Höhlen die nicht oft betaucht werden. Allein schon durch die Perkolation. Das gehört also irgendwie auch dazu…

Eine OOG-Situation in einer Engstelle ist natürlich sofort ziemlich gefährlich und lebensbedrohlich. Daher ist einerseits natürlich die Konfiguration der Ausrüstung wichtig, so dass man sich drauf verlassen kann, blind einen anderen (eigenen) Regler erreichen zu können, Tank-Roll-off möglichst auschliessen zu können etc.

Im Notfall sofort den Tauchpartner erreichen ,heftig an den Flossen ziehen oder wo man grad drankommt, und dann hoffen, dass man einen Regler irgendwie übergeben kann. Kann natürlich sein, dass das nicht klappt… ein Risiko bleibt.
So ein Tauchgang ist auch eher ein doppelter Solotauchgang.

Gruss Oli

@Olli
Meinst du, dass es sich lohnen würde mal dem Umweg zur Bätterich zu machen, wenn man auf’m Weg nach Frankreich ist? Ohne Scooter?

Oh krass… :stuck_out_tongue_winking_eye: Muss man mögen. :wink: Ohne Sicht im See, ok, da - müsst ich mich glaube ich erstmal dran gewöhnen.

@bent: ja, lohnt sich schon mal, wenn die Bedingungen gut sind :wink: man muss halt ein bissl schwimmen, und wissen wo man hinmuss…

@Martin: das halbe FullCave Training findet mit Blindmask statt ( war bei mir zumindest so ) , danach ist man da schon ziemlich dran gewöhnt…

Gruss Oli