Warum Sporttaucher auch vom Höhlentauchen profitieren können

Hallo Zusammen,

anbei ein paar Gedanken zum Thema Tauchen allegemein. Oft wird fälschlicherweise das Sidemount-Tauchen mit dem technischen Tauchen verbunden. Sicher - das Sidemount-Tauchen erwuchs aus den Notwendigkeiten des Höhlentauchens. Allerdings bedurfte dies nicht nur der Entwicklung einer sicheren und minimalistischen Ausrüstung sondern auch die Evolution diverser Fähigkeiten und Fertigkeiten. Diese werden von den Ausbildungsorganisationen ausnahmslos trainiert und als Basis für ein sicheres und genussvolles Erlebnis in extremen Umweltbedingungen angesehen. So ist es nicht verwunderlich, dass der normale Sporttaucher auch einige Aspekte dieser speziellen Tauchausbildung für sich abschauen kann. Nachfolgend haben wir Dir einige Aspekte ausgeführt. Viel Spaß beim Lesen.

Das Höhlentauchen lehrt Taucher unter anderem, wie z.B. in einer Overhead-Umgebungen (direkter Aufstieg nicht möglich) - einer der anspruchsvollsten Tauchsituationen überhaupt - richtig und sicher getaucht werden kann. Viele dieser Techniken und Fertigkeiten, welche während eines Cave-Kurses gelernt werden, bieten auch im Sporttauchbereich Vorteile.

Es gibt viele Bereiche, in denen Sporttaucher ihre Tauchfertigkeiten verbessern können und dadurch ihre Sicherheit verbessern und die Zeit unter Wasser besser genießen lassen. Es ist nicht notwendig, dass ein Freizeittaucher eine vollständige Höhlentauchausbildung absolvieren muss. Aber von einigen Teilen dieser Kurse kann auch ein Sporttaucher profitieren. Kernkompetenzen für das Höhlentauchen werden ab dem ersten Tag gelehrt. Von diesen Fertigkeiten, der Denk- und Herangehensweise in der Ausbildung, profitiert vor allem eine fortgeschrittene Tarierungs- und Flossentechnik. Viele dieser Techniken werden in allen Arten des technischen Tauchens erlernt. Mit Sicherheit kann aber behauptet werden, dass diese Fertigkeiten einen Taucher massiv voran bringen. In einer Weise, welche viele andere Kurse weit übertreffen.

Einige Kernkompetenzen/Techniken sind für alle Arten des Tauchens sinnig, während einige sehr spezifisch für das Höhlentauchen bestimmt sind. Ignorieren wir Letztere für den Zweck dieses Artikels. Wichtig ist, dass diese Tauchfertigkeiten meist miteinander ergänzen. Ein Fehler in einer Fertigkeit wird negative Auswirkungen auf die Qualität der anderen Techniken haben. Beispielsweise kann eine schlechte Angewohnheit sich negativ auf die Atmung oder Tarierung auswirken.

Tauchfertigkeiten, welche durch eine Cave Ausbildung verbessert werden kann:

1. Tarierungskontrolle:
Höhlentaucher lernen, wie man perfekt die Tarierung steuert – und das ohne unnötigem Rudern mit den Flossen oder Händen. Dies wird mit der richtigen Verteilung des Gewichts, der richtigen Atmung sowie einer guten Gerätekonfiguration erreicht.

Leider scheint die Bedeutung dieser Grundfähigkeiten den meisten Tauchern verloren gegangen zu sein. Für zu viele Taucher ist Überbleiung die Lösung aller Probleme. Komfort wird oft angeführt – irrtümlich. Denn dies könnte nicht falscher sein. Überbleiung hilft sicherlich einem Taucher beim Abstieg. Allerding dann ähnlich einem Anker. Lernen, wie man den Auftrieb mit regelmäßiger, ruhiger Atmung kontrolliert, dabei nur ein Minimum an Gewicht mitführt, führt zu Komfort und einem Tauchgenuss. In den Genuss der schwerelosen „Sensation“ wird ein Taucher ohne einer exzellenten Tarierungskontrolle nie wirklich erfahren.

2. Trimmung:
Höhlentaucher lernen, wie man mühelos eine perfekte, flache Wasserlage erreicht. Dies wird durch den durchdachten Einsatz von Gewichten (nicht nur als Ballast) als Ausgleichssystem, aber auch durch die richtige Auswahl und Konfiguration des Tauchgeräts für eine gute Trimmung erreicht.

Durch eine gute Trimmung wird die Hydrodynamik verbessert, die Ausrüstung strömungsgünstiger ausgerichtet. Somit ist weniger Aufwand für den Vortrieb nötig. Der Taucher reduziert dadurch seinen Gasverbrauch. Dies sind die spürbaren Folgen einer perfekten Trimmung.

3. Flossentechniken:
Während der Höhlenausbildung lernen Taucher, wie man sich in jede Richtung bewegt - auch rückwärts. Du lernst den richtigen Flossen-Kick für die unmittelbare Umgebung, um negative Auswirkungen mit dem Grund, der Decke und der Wänden zu vermeiden. Vor allem aber vermeidest Du effektiv unnötig Sediment aufzuwühlen – und schonst dabei die Pflanzenwelt oder behältst einfach nur eine gute Sicht bei.

Effiziente Flossentechniken, wie der Frog-Kick, sparen Energie durch besseren Vortrieb bei weniger Aufwand, aber mit einem deutlich positiven Ergebnis für Atmung und Gasverbrauch. Verfeinerte Flossentechniken, die den Tauchern ermöglichen sich seitlich und rückwärts ohne Einsatz der Hände zu bewegen, sind perfekte Fähigkeiten, welche unter anderem Fotografen und Videofilmer bei ihrem Hobby oder Arbeit unterstützen. Natürlich ist die Kombination aus einer guten Flossentechniken mit einer guten Tarierung und Trimmung wesentlich für den Schutz der Riff- und Meereslebewesen.

4. Ausrüstungswahl:
Das Höhlentauchen unterliegt einer stetigen Entwicklung – vor allem erfolgten enorme Fortschritte im Ausrüstungsbereich. Die Ausrüstung selber sollte stets auf Basis der Bedürfnisse der Tauchumgebung und die des Tauchers gewählt und abgestimmt sein.

Sporttaucher können durch ein tieferes Verständnis für ihre Tauchausrüstung profitieren. Mit dem Wissen über vielseitig nutzbare und sinnvolle Ausrüstung (Tauchausrüstung ist Werkzeug und kein Spielzeug) kann sogar helfen Geld zu sparen - durch die Vermeidung von Fehlkäufen oder Anschaffung unnötiger Ausrüstung.

5. Ausrüstungskonfiguration und Strömungsoptimierung:
Höhlentaucher benötigen eine Ausrüstungskonfiguration, welche zugleich sicher und einfach genug ist, um einem Taucher in extremer Umgebung eine Problemlösung zu erleichtern. Bei der Konfiguration der Ausrüstung werden Höhlentaucher darauf vorbereitet, auf eine minimale, strömungsgünstige, sichere und zugleich zugängliche Konfiguration zu achten. Dies erhöht den Genuss und erlaubt sich mehr auf die Schönheit der Unterwasserwelt zu konzentrieren.

Sporttaucher, welche diesen Prinzipien und Denkansätzen folgen, werden feststellen, dass ihre Ausrüstung nun leichter und einfacher zu bedienen und dennoch gut organisiert ist. Minimale aber so komplett ausgerichtete Ausrüstung ermöglicht es in Notsituationen effizient zu reagieren. Die Reduktion auf eine minimale aber benötigte Ausrüstung reduziert den Wasserwiderstand, was wiederum den Gasverbrauch und die Vortriebseffizienz positiv beeinflussen.

6. Mentale Kontrolle und Stressmanagement:
Während einer Höhlenausbildung lernen Taucher wie man in Extremsituationen wie z.B. dem kompletten Sichtverlust, Verlust der Orientierung und/oder Richtung, Verlust eines Tauchpartners und vielem mehr umgeht. Dies erfordert eine starke geistige Kontrolle, eben rational in einer scheinbar unlösbaren Situation zu reagieren und Optionen zu erarbeiten anstelle in Panik zu verfallen.

Der Aspekt der geistigen Kontrolle und Stressmanagement ist für alle Taucher interessant und von Wert. Taucher wähnen sich oftmals in einem falschen Gefühl der Sicherheit. Nicht ahnend, dass sie in jedem Moment mit einer unerwarteten Situation konfrontiert werden könnten. Das Höhlentauchtraining lehrt, wie man effektiv mit Stress umgeht. Es wird gelehrt, wie Prioritäten zu setzen sind und diese dann in ruhigen Verhaltensmaßnahmen hilft, den Stress und die Wahrscheinlichkeit einer gefährlichen Panikreaktion zu reduzieren.

Was kannst Du mitnehmen?
Eine Höhlentauchausbildung schärft wichtige Tauchfertigkeiten wie Tarierung, Trimm und Flossentechniken. Zudem erhält der Taucher eine Einführung in diverse Konzepte einer fortschrittlichen Gasplanung und die Berechnung des Gasverbrauchs. Auch Taucher, die nicht unbedingt eine Höhlentauausbildung planen, profitieren künftig aus den erlernten Fähigkeiten/Fertigkeiten und deren korrekte Anwendung für eine anspruchsvolle Tauchumgebung. Und wer weiß, vielleicht beginnt mit einer Einführung in das Höhlentauchen Deine lebenslange und begeisternde Leidenschaft?!

(inspiriert von den englischen Originalzeilen von Alain Pocobelli, Inhaber „Cave Diving Training“ in Playa del Carmen/Mexico, und Razor-Taucher)

Euer Team Sidemount-Forum.com
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Ahoi,

zu dem Thema noch ein schönes Filmchen von einem Tauchkollegen bei seiner Cave-Ausbildung.

In Robys Artikel klingt es ein wenig so, als sollte auch ein Sporttaucher, der seine allgemeinen Tauchskills etwas verbessern möchte , doch einfach mal eine Cave-Ausbildung machen.
Natürlich kann das nicht unbedingt schaden :wink: , ist aber viell. nicht so ganz der allerbeste Ansatz. In der Caveausbildung der technischen Tauchverbände werden viele der angesprochenen Fähigkeiten eigentlich schon vorausgetzt.
Der Anfang der Ausbildung im technischen Tauchen, wo es wesentlich um Flossentechnik, Trim/Tarierung, Ausrüstung und Kontrolle geht, bieten Kurse wie „Fundamentals“ oder " Essentials" oder wie sie auch heissen mögen. Dort wird genau das vermittelt, was in Robys Artikel angesprochen wird.

Wenn eine Cave-Ausbildung z.B. damit beginnen sollte, erstmal Rückwärtsschwimmen zu lernen wird das ein sehr langer Weg, und eine Überforderung während der Ausbildung schon vorprogrammiert.

Also meine Meinung: vor Beginn der Cave-Ausbildung erstmal einen anderen Schritt einlegen, der die „Basics“ des technischen Tauchens vermittelt und trainiert.

Was natürlich auch eine Rolle spielt: in Mexico bei traumhaften Bedingungen fällt manches sicherlich leichter als z.B. in Europa mit kaltem Wasser, auch mal schlechten Sichtbedingungen, und auch schnell mal größeren Tiefen in den Höhlensystemen.

Grüße,
Olli

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Tolle Beiträge, tolles Video!!! Danke!

LG Micha

Najaaa… Kein Cave Kurs nötig. Aber ein Versuch, Gemeinsamkeiten zu finden und nicht untereinander abschätzend „abzugrenzen“ :smiley:

@Roby:war viell. etwas missverständlich von mir formuliert, ich finds ja gut und grundsätzlich richtig was Du geschrieben hast, aber der Titel könnte doch auch „warum Sporttaucher vom technischen Tauchen profitieren können“ heissen.

Gerade durch die schöne Entwicklung, daß das Sidemount-Tauchen immer mehr Freunde im Sporttauchbereich findet kann es zu einer Verschmelzung der Grenzen zwischen Sporttauchen und technischem Tauchen kommen, was ich sehr erfreulich finde.
Das Sporttaucher Interesse an Flossentechniken und den Feinheiten von Trim, Tarierung und stromlinienförmiger Ausrüstung bekommen ist doch längst überfällig und macht auch Sporttauchen wieder zu einem „Sport“ der auch ein paar Anforderungen an die Physis stellt.

Grüße, Olli

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@Olli: Bin da voll bei Dir!
Höhlentauchen vielleicht deshalb, weil der Übergang vom OW zur Höhle/Overhead Environment/Wrack Penetration näher liegt… Aber ja - technisch ist es immer :smiley:

Kannst du bitte den link des Videos nochmal posten oder spielt mir mein Browser einen Streich und zeigt ihn nicht an…?

Ahoi,

hier nochmal zum Mitschreiben:

Grüße,
Olli

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Das Video ist Cool oder wie die Kids jrtzt sagen Lol. Aber ich habe schon beim schauen Muffensausen bekommen.