Ich kenne sowas ähnliches vom OEGTH-Kongress 2016 in Österreich, der Dozent dort war Gutachter für Tauchunfälle im Raum D,A,CH.
Prägnantester Fall, der mir im Kopf blieb, war ein Solotaucher mit defektem Atemregler (ich geb es mal so gut ich kann ausm Kopf wieder, is leider schon etwas her):
Ausstattung: Doppel-12 mit höchstwahrscheinlich 21/0, 2x erste Stufen, 2x zweite Stufen, Trocki, den üblichen Rest halt.
Ausbildung: Weiß ich leider nicht mehr…
Rekonstruktion nachträglich: Taucher taucht ab, die zweite Stufe der Longhose (Dir-Konfig) im Mund hat eine „schleichende“ dauerhafte Leckage (eine Auswertung der Regler im Labor ergab ein AMV von ca 200 Litern pro Minute!!!). Aus unbekannten Gründen setzt der Taucher seinen Abstieg auf Ca 40M fort, dort kam es durch die hohe Belastung der ersten Stufe zu einem Vereiser. Taucher beginnt einen unkontrollierten Notaufstieg, fängt diesen laut Tauchcomputer in 5 Meter Wassertiefe ab und sinkt danach wieder auf den Grund, wird dort später tot geborgen.
Vermutungen: Taucher hat den fehlerhaften Atemregler nicht erkannt (war laut Labor bereits zu Tauchbeginn nachweislich beschädigt). Taucher hat in 40 Metern Tiefe beim Vereiser Panik bekommen und hat einen Notaufstieg eingeleitet. Taucher hat im Flachen Angst vor möglichen Dekounfällen bekommen, den Aufstieg selbst verlangsamt (keinen Schaden am Wing oder Trocki), dabei überkompensiert und dadurch wieder einen Abstieg eingeleitet. Durch den extrem hohen Luftverbrauch war keine Luft mehr für einen erneuten Aufstieg vorhanden ( durch Simulation mit den entsprechenden Werten ergab sich dieses Szenario).
Beim Auffinden hatte er voll aufgedrehte Ventile sowie ein leeres Doppelpaket.
→ Tod durch Ertrinken, Autopsie ergab keine weiteren Anhaltspunkte für Erkrankungen o.ä…
Zusammenfassung: defekte Ausrüstung, zweifelhafte Tauchgangsplanung (Solo, 40 Meter, keine vollständige Redundanz wie Stage, Luft als Atemgas), vllt mangelhafte Ausbildung (Ventrildrill nicht ausgeführt, Panik).
Und eine so große Angst vor einem Dekounfall sodass er willentlich den Aufstieg gestoppt hat! Etwas das übrigens bei vielen Tauchunfällen (statistische Auswertung der Tauchcomputerprofile) zu beobachten ist. Es finden sich in vielen Profilen Aufstiegsversuche oder eben „fast“ erfolgreiche Aufstiege. Danach kommt es zum erneuten, fatalen Abstieg. Vllt ein Punkt auf den man hinweisen sollte: Dekounfälle sind behandelbar!!
Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Tauchunfälle in den ersten 5-10 Minuten nach Beginn passieren (hier schlägt die Trias aus Stress, Abtauchen, hohem Flaschendruck zu) und dadurch sowieso kaum Dekounfälle bei einem Notaufstieg zu erwarten sind (Barotraumen mal ausgenommen).
Hoffe mal das beantwortet deine Frage etwas Roby^^
Ich kuck mal ob ich die Notizen oder Folien ausgraben kann
Gruß
Tobi