Nachdem ich mich nun auch in die „Taucher sucht Höhle“ Liste eingetragen habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen und etwas zu meiner Fullcave-Ausbildung schreiben: Ich war vom 1.2.19 bis 15.3.19 in Playa del Carmen bei Christine Loew.
Für alle die jetzt Angst um meine Tauchfertigkeiten haben: ich habe keine 6 Wochen für den Kurs gebraucht, ich habe mir nur ein großzügiges Polster eingebaut und wollte nach dem Kurs auch noch direkt weiter Erfahrung sammeln.
Aber am besten fange ich von Vorne an. Mein Kontakt zu Christine kam über Roby zustande, die ganze Kommunikation lief über E-Mail. Neben der Organisation des Tauchens an sich hat mir Christine auch sehr bei der weiteren Urlaubsplanung helfen können, so gab sie mir Tipps für gute Hotels, hat mir einen Flughafen-Hotel Transfer organisiert und obendrein auch noch am Hotel einen Rabatt ausgehandelt (was bei 42 Übernachtungen einen echten Unterschied macht).
Unser ursprünglicher Plan waren 1 Tag Grottentauchen, sodass wir beide uns kennenlernen, dann 4 Tage Intro to cave, 1 Tag Pause und dann den Fullcave über knapp eine Woche verteilt, da sie zwischendurch auch noch andere Kunden hatte. Sollte ich danach fertig sein, so würde sie mich guiden oder eben an andere Guides weitervermitteln falls sie keine Zeit hat.
Der Plan hat genau bis Ende des Intro funktioniert, weil dann mein Ohr in den Entzündungsstreik gegangen ist und über eine Woche lang nur beleidigt war. Hier hat sich aber auch Christines Organisationstalent gezeigt, denn sobald ich wieder tauchen konnte hat sie mich irgendwie in ihrem Kalender untergebracht und der Kurs ging nahtlos weiter.
Ich könnte jetzt sicherlich die Ausbildungstage einzeln beschreiben aber das wäre nur eine Zusammenfassung der TDI Standards und meiner Unfähigkeit beim ersten „Lost Line“ Drill (das war die halbe Stunde in der Christine beschlossen hat nur trocken mit mir zu tauchen, weil es ihr beim zuschauen wohl kalt wurde, mir war komischerweise warm ). Sehr angenehm allerdings ist, dass Christine an den Tauchtagen sowohl den Hotel-Cenote Transport als auch das Mittagessen organisiert bzw. übernimmt. Das macht vieles leichter und ich habe selten so gute Tacos an irgendwelchen Straßenständen gegessen.
Es ist, glaube ich, interessanter wenn ich Ihre Art zu unterrichten bzw. ihre Philosophie beschreibe:
Zuerst einmal war sie sehr flexibel was meine Ausrüstung anging, denn obwohl Razor-Instruktorin, konnte ich problemlos mit Xdeep Jacket und Bigblue Lampe statt Razorlight aufkreuzen. Wir sind kurz die wesentlichen Unterschiede durchgegangen und gut war es. Fehlende Ausrüstung wurde am ersten Tag ergänzt und konnte direkt von ihr gekauft werden.
Ihre Briefungs waren sehr ausführlich und genau, nicht nur Sicherheitsaspekte oder Übungen wurden durchgesprochen, sondern auch viele Details der Höhle, z.B. optische Besonderheiten oder Geschichten der Exploration. Man merkt dabei ihr enormes Wissen und Erfahrung und ich hatte manchmal das Gefühl den Tauchgang, schon bevor ich im Wasser war, erlebt zu haben (das Gefühl hielt genau bis der Tauchgang beging und ich merkte wie viel mehr es noch zu sehen gibt).
Unterwasser verzichtet Christine auf Hilfsmittel wie Kamera oder Blindmaske zum Unterrichten. Alle Übungen haben wir mit ausgeschaltetem Licht und ich mit geschlossenen Augen durchgeführt. Da der Kurs Einzelunterricht war, war auch in allen Partnerübungen Christine mein Buddy.
Am Anfang war ich dabei sehr skeptisch da ich befürchtet habe das Feedback würde darunter leiden. Allerdings schafft es Christine, auf welche Art auch immer, mir zu jeder Übung ein extrem detailliertes Feedback zu geben und selbst „Fehler“ genau aufzuzeigen. Bei Übungen wie „ohne Sicht austauchen“ (in diesem Fall wir beide ohne Licht) reichen ihr wohl allein die Bewegungen der Leine oder die Geräusche meiner Atmung um zu erkennen wenn ich irgendwo geschlampert oder Fehler gemacht habe. Zusätzlich fördert diese Art zu unterrichten auch sehr die Eigenwahrnehmung und Reflexion, weil die Kamera, die jedes Detail festhält, fehlt.
Die anschließenden Debriefings waren immer sehr angenehm. Man hat bei Christine nicht das Gefühl, dass am anderen Ende der Tauchgott steht, welcher genüsslich Fehler aufzeigt, sondern man begegnet sich auf Augenhöhe und Christine gibt einfach „nur“ ihr Wissen und ihre Erfahrung weiter. Wenn bei ihr der Tauchgang mal nicht so gut lief, dann wurde das genauso angesprochen und auch ihr Umgang mit der Situation diskutiert.
Als einzigen Wermutstropfen empfand ich, dass Christine sowohl die Tauchgänge als auch die Übungen sehr sicher und ruhig durchführt. Ich weiß, dass klingt sehr komisch aber ich hätte mir manchmal etwas mehr Stress in den Übungen gewünscht um zu sehen/erleben wie dann reagiere. Auf der anderen Seite sind diese „3/4/5 Fehler auf einmal Szenarios“ aber sehr unwahrscheinlich und Christine sagt auch zurecht, dass das Vermeiden solcher Situationen, sprich Gefahren erkennen und rechtzeitig wenden, viel wichtiger ist.
Alles in allem waren es 8 sehr angenehme und lehrreiche Ausbildungstage und viele, genauso angenehme und schöne, geguidete Tauchgänge danach sodass ich Christine nur empfehlen kann, egal ob für Cavern, Ausbildung oder als Guide.
Gruß
Tobi
PS: Ganz zum Schluss möchte ich mich auch noch einmal bei Roby bedanken, welcher die Grundlagen hier in Deutschland gelegt hat ohne die ich in Mexiko sicher mehr geschwitzt hätte.